Genusstouren im Wald- & Weinviertel

In Niederösterreich warten das Wald- und Weinviertel darauf, auch von uns entdeckt zu werden. Nahe Wien gelegen bietet es den Großstädtern schon länger die Möglichkeit, innerhalb kürzester Zeit in die Natur einzutauchen und etwa bei einem Heurigen mit einem Glas Wein die Seele baumeln zu lassen. Marcus Stöckl hat sich aufgemacht und die Gebiete des Wald- und Weinviertels durchstreift. Er entdeckte abwechslungsreiche Landschaften, die dichte Wälder, Moore und Seen ebenso bereithalten, wie Weinberge, Kirchen und Schlösser. 40 genussvolle Wanderungen in den zwei Gebieten nahe Wien stellt er nun in seinem neuen Wanderbuch vor.

„Leichte Wanderungen. Genusstouren im Wald- und Weinviertel“ so verspricht es der Titel des Rother Wanderbuches von Marcus Stöckl. Bereits ein Blick in die Tourenübersichtsliste in der vorderen Umschlagseite macht deutlich, dass es sich hier wirklich um Genusstouren handelt. Die Gehzeiten bewegen sich im Bereich von meist zwei bis dreieinhalb Stunden, die Höhenmeter sind überwiegend eher zu vernachlässigen und die Entfernungen kommen mit fünf bis maximal zwölf Kilometern daher. 19 der Touren sind leicht, 15 mittel und nur sechs der Kategorie schwer zuzuordnen. Stöckl macht allerdings im Einführungsteil des Wanderbuches deutlich, dass man die angewandten Kategorien keinesfalls mit der sonst üblichen Schwierigkeitseinteilung verwechseln sollte. Vielmehr handelt es sich bei den leichten Touren um Spaziergänge und einfache Wanderungen, für die nicht einmal festes Schuhwerk notwendig ist, mittlere Touren können im Gegensatz dazu abschnittweise auf schmäleren, unebeneren Wegen verlaufen und die letzte Kategorie setzt eine entsprechende Grundkondition voraus und der Autor empfiehlt festes Schuhwerk. Ausnahmslos alle Wege führen an Gasthäusern oder Weinlokalen vorbei und überwiegend sind die Wanderungen auch für Kinder geeignet. Die Übersichtsliste gibt daneben Auskunft darüber, ob die Ausgangspunkte mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind (als Anreiseort dient dabei Wien als Basis), ob eine Bademöglichkeit vorhanden ist, wie viele Mitwanderer zu erwarten sind, die Touren auch für die kalte Jahreszeit Genuss versprechen und wie lohnend die Tour ist. Bei Letzterem erfolgt eine Untergliederung in die drei Kategorien empfehlenswerte, sehr lohnend und Paradetour. Wo genau sich die einzelnen Wandertouren befinden, kann man der Karte in der hinteren Umschlagseite entnehmen. Schade ist, dass diese Karten bei allem Rother Wanderbüchern stets mit sehr vielen Details aufwarten, was bei ihrer Größe zur Unübersichtlichkeit führt. Die allgemeinen Hinweise dürfen natürlich auch in diesem Wanderbuch nicht fehlen. Sie geben wie gewohnt Auskunft über die Gehzeiten, Höhenunterschiede, das Wandern mit Kindern und Kinderwagen und etwa welches Kartenmaterial sich empfiehlt. Danach folgen die „Tipps für Genusswanderer“. Stöckl gibt Hinweise zu den Themen Tourenauswahl, beste Jahreszeit, Wetter, Zeitplanung und Ausrüstung. Beim Lesen dieser Seiten und des Vorworts wird man bereits in eine genusswanderische Stimmung versetzt. Stöckl rät dazu, die Touren in der Natur zu genießen und zu verweilen. Die Ausführungen zur Tourenauswahl und zur Ausrüstung locken dem erfahrenen Wanderer doch ein kleines Lächeln auf die Lippen, da sie etwas übertrieben für die hier vorgestellten Touren erscheinen. Liest man sie allerdings vor dem Hintergrund, dass vielleicht so mancher Wanderneuling das erste Mal den Kontakt zur Natur sucht, erfüllen sie doch ihren Zweck. Bevor die einzelnen Wanderungen beschrieben werden, findet sich noch eine Doppelseite zum bewanderten Gebiet.

Der Aufbau der einzelnen Tourenbeschreibungen entspricht dem Standard der Wanderbuchreihe und in der Kurzinfo erfährt man alles Wichtige etwa rund um die Themen Ausgangspunkt, Anfahrt, Gehzeit, Weglänge, Höhenunterschied, Anforderungen, Einkehr und Winter. Besonders hervorzuheben ist, dass Stöckl auch auf Rastmöglichkeiten hinweist und sofern die Touren für Kinder geeignet sind, schreibt, was für sie besonders interessant sein dürfte, ob sich Spielplätze finden und ob der Weg auch mit dem Kinderwagen geeignet ist. Die Tourenbeschreibungen selbst sind in einer angenehmen Länge gehalten und in der Wir-Form geschrieben. Auf die Angabe von Himmelsrichtungen wird verzichtet, ebenso auf Zeitangaben. Mitunter finden sich Entfernungen, meist aber erfolgt die Orientierung mit den Angaben rechts, links und geradeaus und welchem Wegweiser zu folgen ist. Wirklich markante Punkte sind fett und farblich hervorgehoben und mit Nummern versehen und finden sich wie gewohnt im Zeit-& Höhenprofil sowie in den jeweiligen Wanderkärtchen wieder. Aufgelockert werden die Beschreibungen mit „Wussten Sie schon?“-Informationskästen, die Hintergrundinformationen auf eine sehr angenehme Art und Weise vermitteln. Bilder finden sich im gesamten Buch reichlich und geben einen guten Einblick in die Charakteristik der Touren. Die Qualität der Fotos ist meist gut, auch wenn dem Autor Waldaufnahmen nicht immer zu 100% geglückt sind.

Kurzum: Ein solides Wanderbuch für all jene, die es etwas ruhiger angehen lassen möchten und auf der Suche nach Genusstouren in einem Gebiet sind, das bei uns noch eher wenig bekannt sein dürfte.

Christiane Fischer

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