Mit Kindern im Elbsandsteingebirge

Jedes Jahr zu Ostern sind wir ein paar Tage zu Gast in der Sächsischen Schweiz; wir kennen uns also schon ein wenig in dieser faszinierenden Gegend Deutschlands aus. Doch der Aufenthalt mit Kind stellt uns vor ganz neue Herausforderungen und Fragen: Welche Strecken(längen) sind geeignet? Hält die Route Spannendes für die kleinen Erdenbürger bereit? Kommen wir auch selbst auf unsere Wanderkosten? Und was tun, wenn das Wetter einmal nicht so mitspielt? Auf all diese Fragen hat das neue Rother Wanderbuch „Erlebniswandern mit Kindern – Elbsandsteingebirge“ eine Antwort parat.

In dem Buch von Autor Kaj Kinzel finden sich insgesamt 39 Touren in allen Schwierigkeitsbereichen für Kinder ab drei Jahren bis hin zu ab zehn Jahren. Es ist also für jeden etwas dabei. Auch wir hatten das Büchlein heuer im Gepäck, auch wenn unser kleiner Mann mit anderthalb noch etwas zu jung für wirkliche Wanderstrecken auf eigenen Beinen ist. Besonders wertvoll bei der Orientierung fand ich nicht nur die Übersichtslandkarte auf der letzten Umschlagseite, auf der neben den Wanderungen so mancher Ausflugstipp markiert war, sondern auch die Liste auf der vorderen Umschlagseite. Auf einen Blick kann man hier die Schwierigkeit, das Gebiet, Gehzeit, Länge, Höhenunterschied, empfohlene Altersgruppe und die Begehungshäufigkeit erfassen. Daneben (und deutlich wichtiger!) auch, ob die Touren folgende Highlights bereithalten: Boots-/Fährfahrt, Einkehr, Aussicht, kinderwagengeeignet, Spielplatz, Lehrpfad, Tiergehege, Museum, Burg/Ruine, Kraxeln/Stiege, Höhle/Grotte, Spielen am Wasser. Während man eher weniger Spielplätze antrifft, hält nahezu jede Tour Stiegen, Grotten und Wasser bereit. Höherschlagende Kinderherzen sind hier meiner Meinung nach auf jeden Fall garantiert!

Der Autor hat seine Tourenauswahl wirklich mit sehr viel Bedacht gewählt; das belegen auch die zahlreichen Bilder im Wanderführer, die erahnen lassen, welche spannenden Erlebnisse im Einzelnen auf die Kinder warten. Die Sächsische Schweiz zieht ihren Reiz aus ihrer fantastischen und für uns doch fremden Landschaft. Es braucht keinen Spielplatz, denn die Natur hat genug Plätze zum Entdecken und Staunen zu bieten. Gleichzeitig kann man aber auch einen bewussten Umgang mit unserer Umwelt fördern, denn nicht selten bewegen wir uns im Nationalparkgebiet, wo besondere Regeln gelten. Einen Überblick darüber gibt Kinzel natürlich ebenso, daneben findet sich eine wirklich absolut lesenswerte und kurzweilige Geschichte über das Elbsandsteingebirge.

Weitere Themen im Allgemeinen Teil betreffen die Besonderheiten bei Wandern mit Kindern (Geduld seitens der Eltern, Motivation für die Kinder, Zeit für alle, um sich auf das Erlebnis einzulassen) und etwa welche Naturspiele Kurzweile bringen, was beim Rucksack für die Kleinsten zu beachten ist, welche Ausrüstung nicht fehlen darf (auch Hinweis auf ideales Kartenmaterial), Proviant, Sicherheit und Notfälle. Selbstverständlich finden sich auch die Allgemeinen Hinweise, unter denen etwa die Schwierigkeitseinteilungen beschrieben sind. Gut gefallen haben mir zudem die Tipps zur Anreise mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln, bei denen Kinzel auch gleich die passende Fahrkarte auflistet.

Im hinteren Teil des Buches finden sich allerlei Freizeit- und Schlechtwettertipps. Ich habe mich vor allem auf diesen Seiten des Buches wiedergefunden, den hier fehlte mir wirklich Einblick. Begeistert hat mich die Bandbreite und die Sorgsamkeit, die der Auswahl zugrunde liegt. Ich selbst finde vor allem Themenwege absolut klasse und habe nun die Auswahl aus sechs verschiedenen. Daneben finden sich Klettersteige, Kletterwälder- und hallen, Burgen und Schlösser, Museen sowie Freizeitparks und –anlagen; zusätzlich Bademöglichkeiten, Boots- und Schifffahrten und den Bereich Tiere und Sonstiges. Ein kleiner Schirm macht deutlich, wenn sich die Aktivitäten für Regentage besonders eignen. Ich weiß natürlich nicht, ob Kinzel alles ausprobiert hat, was sich auf diesen Seiten findet, gleichwohl hat man diesen Eindruck. Man merkt sein eigenes Interesse, seine eigene Begeisterung in seinen Worten und wird gleich ein wenig angesteckt. Den Standort kann man wie bereits erwähnt zumeist auf der hinteren Umschlagseite erkennen, auch wenn wir im absoluten Einzelfall verzweifelt gesucht haben und doch nicht fündig geworden sind. Die Standortverortung war für mich besonders wichtig, haben wir doch in unserem jährlichen Quartier nahezu keinen Handyempfang und somit auch keine Kapazität großartig etwas mit dem Smartphone googlen zu können.

Nun aber natürlich noch zu den Tourenbeschreibungen. Diese weisen alle für die Rother Wanderbücher typische Elemente auf, also eine kurze Einleitung, wie auch verschiedene Kurzinfos. Besonders wichtig ist für Eltern an dieser Stelle wahrscheinlich der Punkt Anforderungen sowie (für mich) Einkehr. Letzteres gleich auch mit Telefonnummer und Webadresse der Gaststätten. Wirklich gelungen finde ich die Highlight-Infobox! So kann man recht schnell entscheiden, ob die Tour in die nähere Auswahl kommt oder nicht. Die kleinen Wanderkärtchen mit Tourenverlauf und markierten Wegpunkten (diese finden sich auch farbig und fett markiert im Text wieder) sind im Format 1:15.000 bis 1:50.000 abgedruckt und damit der Orientierung absolut dienlich. Der Text selbst lässt sich sehr gut lesen, der Wegverlauf ist wird klar kommuniziert. Immer wieder lenkt der Autor den Blick dabei auf Sehenswertes und Interessantes. Interessantes hat zuweilen auch das Maskottchen des Buches Bubo, der Uhu beizutragen. Bei jeder Tourenbeschreibung hat er seinen Platz und erzählt Historisches oder Märchen-/Sagenhaftes oder anderweitig Wissenswertes. Immer natürlich zu einer Sehenswürdigkeit, einem Naturdenkmal oder einer anderen Besonderheit der Wanderung Passendes. Mitunter fand ich seine Informationen für Kinder nicht wirklich interessant, erzählte er aber Sagen und spannende Geschichten, so weckt er sicherlich die Neugier der Kinder. Er ist eine recht nette, aber nicht immer unbedingt notwendige Ergänzung. Ansonsten aber hat mich Erlebniswandern mit Kindern wirklich restlos begeistert und ich bin mir sicher, dass wir in den kommenden Jahren unsere Touren in der Sächsischen Schweiz vor allem mithilfe dieses Büchleins auswählen werden.

Christiane Fischer

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