Mutig aber Tot - ein Bergkrimi von Irmgard Braun

Mitglied der Alpenvereinssektion „Gelber Enzian“ kann nicht jeder werden, denn nur ambitionierte Kletterer werden aufgenommen. Unter ihnen ist auch Henrik – ein in der Kletterszene berühmter Erstbegeher. Doch so gut, wie Henrik den Fels erklimmt, so schlecht kann er mit Menschen umgehen. Sein Erfolg hat ihn arrogant und überheblich werden lassen und nicht selten gehen seine Kommentare tief unter die Gürtellinie.

Im Sommer 2014 entscheiden sich acht Mitglieder der Sektion, darunter Henrik und seine Frau Marianne, ein paar Tage in den Dolomiten zu verbringen. Und dort passiert dann bei einer Klettertour das Unfassbare: Henrik, der eine schwere Erdnussallergie hat, erleidet mitten in der steilen Felswand einen Allergieschock. Seine Notfallmedikamente aber fehlen und so kommt jede Rettung zu spät. Schnell steht für die Polizei fest: es war Mord. Doch die Ermittlungen stellen sich als äußerst schwierig heraus, denn jeder, der mit in der gemeinsamen Unterkunft war, hätte ein Motiv gehabt. Clara, die Schwester von Henriks Frau und ebenfalls eine sehr gute Kletterin, glaubt vor allem an die Unschuld ihrer Schwester und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Dabei merkt sie nicht, dass sie sich in tödliche Gefahr begibt.

Der Krimi von Irmgard Braun trägt den markanten Titel „Mutig aber tot. Mord am Grödner Joch“. Ich will nicht lügen und muss gestehen, dass ich bei einem solchen Titel nicht wirklich viel erwartet habe. Doch schon nach den ersten Seiten merkt man, dass in diesem Krimi richtig was steckt. Die Autorin ist selbst passionierte Kletterin und das merkt man bei der Beschreibung von verschiedenen Klettertouren auch. Die Charaktere sind gut ausgearbeitet und trotz ihrer – für die wenigen Seiten – hohen Anzahl ohne Schwierigkeiten auseinanderzuhalten. So hat jeder seine Ecken und Kanten und ganz speziellen Eigenheiten, etwa Clara, die eigentliche Hauptperson des Krimis. Von der talentierten Kletterin wird behauptet, sie würde den Männern reihenweise die Herzen brechen, doch hinter ihrer harten Fassade steckt ein einfühlsamer Mensch, der bittere Erfahrungen in der Liebe machen musste und nun niemanden mehr näher als nötig an sich heranlässt.

Irmgard Braun versteht es, innerhalb kürzester Zeit eine mitreißende Spannung aufzubauen und tatsächlich jedem Charakter, der beim Kletterurlaub in den Dolomiten dabei ist, ein glaubhaftes Motiv anzuhängen. Am Ende spitzt sich die Lage für einen Krimi typisch zu. Leider ist es vor allem dieses Finale, das etwas aufgesetzt und übertrieben wirkt und dessen es nicht unbedingt bedurft hätte. Ansonsten aber ist „Mutig aber tot“ mit knapp 200 Seiten ein spannendes und kurzweiliges Lesevergnügen, das man nur empfehlen kann.

Christiane Fischer

Zurück