Steiermark: Alm- und Hüttenwanderungen

Die Steiermark ist für mich eines der schönsten und auch abwechslungsreichsten Urlaubsgebiete in Österreich. Unsere Reisen führten uns bereits in das Dachsteingebirge, ins wenig bekannte Gesäuse, das noch weniger bekannte Almenland und die unfassbar schöne Südsteiermark. Im Rother Bergverlag ist nun ein Wanderbuch zu diesem Bundesland erschienen, das 50 Almen- und Hüttenwanderungen zwischen Dachstein und Weinland in den Fokus rückt.

Die Autoren Martin Marktl und Astrid Christ kennen sich mit Almen aus. Sie selbst hatten einige Jahre lang an der steirisch-kärntnerischen Grenze eine Alm bewirtschaftet. Was sie vor allem schätzen – und was sie dementsprechend auch dem Leser und Wanderer näher bringen möchten – das ist ein Bewusstsein für die Alm als Rückzugsort vom hektischen Alltag. Wer sich aufmacht, Almen und Hütten zu erwandern, der taucht wieder ein die Natur und darf sich am Ziel häufig über hausgemachte Schmankerl freuen. Und wie schön ist es, wenn man im Vorfeld nur einen Wanderführer zur Hand nehmen und die für sich passende Tour heraussuchen muss.

Die Autoren stellen insgesamt 28 leichte Touren, 20 mittlere und zwei schwere Wanderungen zur Auswahl, wobei sich unter den schweren eine Zwei-Tages-Tour befindet. Die bewanderten Gebiete sind: Totes Gebirge, Dachsteingebirge, Schladminger Tauern, Rottenmanner/Wölzer Tauern, Gurktaler Alpen, Seckauer Alpen, Ennstaler Alpen, Hochschwabgruppe, Mürzsteger Alpen, Rax-Schneeberg-Gruppe, Randgebirge östlich der Mur und die Lavanttaler Alpen. Von der Auswahl her wird also reichlich und in allen relevanten Gebieten der Steiermark etwas geboten. Der Aufbau des Wanderbuches orientiert sich an den Richtlinien dieser Buchreihe. So findet sich in der hinteren Buchklappe eine Übersichtskarte, in der alle Touren markiert sind und in der vorderen Buchklappe eine Auflistung aller Touren mit Symbolangaben zu der Erreichbarkeit des Ausgangspunktes mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und eventuellem Seilbahnbetrieb (nur eine Tour), der Eignung für Kinder, Einkehr- und Übernachtungsmöglichkeit, wie oft eine Wanderung begangen wird, Wintereignung, Schwierigkeit, Höhenmeter und der Gehzeit. Die Einkehr ist bei allen außer einer Tour möglich – schließlich wird man sich auch und vor allem wegen der leckeren Schmankerl für eine Almen- bzw. Hüttenwanderung entscheiden. Auch sind die meisten Touren für Kinder geeignet, manchmal kann man gar den Kinderwagen (Jogger) mitnehmen. Auf diesen speziellen Punkt – wie auch auf die Möglichkeit, mit dem Mountainbike zu fahren – weisen die Autoren zusätzlich stets in den Kurzinformationen, die sich am Anfang einer jeden Wanderung finden hin. Und immerhin 22 Touren sind auch im Winter machbar und bieten dann natürlich nochmals ein ganz besonders Erlebnis.

Der allgemeine Teil im vorderen Bereich des Buchs ist für die Rother-Reihe überraschend kurz gehalten. Ausführungen finden sich nur zu den Punkten Anforderungen, Gehzeiten, Anfahrt, Kinder, Kinderwagen, Mountainbike, Winter, Bewirtschaftung, Aufstiegshilfen und Zusatzangebote sowie Karten und eine kurze, lesenswerte Abhandlung zu Almen, alpinen Schutzhütten und der Übernachtung in den Bergen. Diese Auflistung mag den Eindruck erwecken, es sei alles Nötige enthalten, doch fehlen meiner Meinung nach doch zumindest kurze Abschnitte über Wetter und Gefahren. Auch hätten einige Verhaltenshinweise zum Umgang mit Weidevieh, auf das man bei Almwanderungen naturgemäß häufig trifft, sicherlich nicht geschadet. Schade ist auch, dass die ansprechenden Fotos auf den ersten Seiten wirklich Lust auf die Touren machen, sich aber häufig nicht ohne Weiteres zu einer bestimmten Wanderung zuordnen lassen. Eine kurze Angabe der Tournummer in Klammern hätte hier Abhilfe geschaffen.

Nun zu den eigentlichen Wanderungen. Auf den ersten Blick fällt auf, dass sich zwar Ziel, Schwierigkeit, Wandernummer und Gebiet in der Kopfzeile finden, jedoch nicht die Gehzeit. Ich finde diese Angabe enorm wichtig und empfinde es als störend, wenn ich diese erst in den Kurzinformationen suchen muss. Letztere enthalten wie gewohnt die Punkte: Information, Ausgangspunkt, Weglänge, Höhenunterschied, Gehzeit, Anforderungen, Kinder, Kinderwagen, Mountainbike, Gipfelmöglichkeit und Winter, wobei bei Touren, bei denen etwa eine Begehung im Winter nicht möglich ist, der entsprechende Punkt entfällt. Die Autoren haben die einzelnen Wanderungen zusätzlich mithilfe von Sternen klassifiziert (ein bis drei Sterne), die Rückschlüsse auf die „Schönheit“ der Tour zulassen. Dass eine solche Einteilung subjektiv ist, versteht sich von selbst. So kann ich etwa schwer nachvollziehen, warum die Tour 23 Johnsbacher Almrunde mit zwei Sternen (sehr lohende Tour) bewertet ist. Wir selbst haben diese Wanderung bereits gemacht und ich war damals sehr enttäuscht. Die Runde verlief überwiegend auf Forststraßen durch dichten Wald und erfüllte so gar nicht meine Erwartungen von einer Almrunde, die ich mir mit saftigen Wiesen und (mehr) weiten Blicken vorgestellt hatte.

Die Tourenbeschreibungen selbst sind kurz und prägnant gehalten, wichtige Wegpunkte sind fett und farblich hervorgehoben und finden sich in den kleinen Kartenausschnitten und dem Höhen-Zeitprofil wieder. Die Karten sind zweckmäßig und wenn man zusätzlich die GPS-Daten verwendet, so wird man sicherlich nur in den wenigsten Fällen weitere Wanderkarten für die Orientierung benötigen. Neben den tollen Bildern und den Einführungstexten zu jeder Tour hat mir vor allem der Infokasten zur Einkehr gefallen. An dieser Stelle merkt man, dass die Autoren wirklich vor Ort waren und nicht nur gespeist, sondern wohl auch häufig mit den Wirtsleuten ins Gespräch gekommen sind. Ich betone das deshalb, weil es mich doch ein wenig misstrauisch macht, wenn sich nachweisbar mindestens drei Touren (die erwähnte Johnsbacher Almenrunde, die Wanderungen auf den Hochlantsch sowie jene zur Tyrnauer Alm) in gleicher Weise in den entsprechenden Tourismusprospekten finden. Dieser Umstand ist zu bedauern, da ich doch erwarte in einem Wanderbuch, das ich käuflich erwerbe, andere Touren zu finden.

Insgesamt lässt mich dieses Wanderbuch etwas ratlos zurück, vieles ist gut, doch etliches hätte man auch besser machen können. Bei der Bewertung bin ich mit mir selbst uneins, drei Sterne sind mir zu wenig, vier jedoch schon wieder zu viel. Ich entscheide mich daher Not gedrungen zu sehr soliden drei Sternen mit Tendenz zu vier.

Christiane Fischer

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