Joe Bichelmaiers erster Fall

Im Kleinhesseloher See mitten in München wird die Leiche eines Kletterers entdeckt. Schnell ist klar: der bekannte Spitzenkletterer Anderl Grosser wurde ermordet. Gemeinsam mit seinem Team macht sich Hauptkommissar Joe Bichelmaier auf die Suche nach dem Mörder. Dabei wird nicht nur öfters seine mangelnde Kondition herausgefordert, sondern er lernt auch so einiges über die – für ihn so ganz und gar unbekannte – Kletterszene und ihren Sport. Aber auch Privat hat Joe es nicht einfach. Seine Freundin hat ihn mal wieder verlassen und er will sie zurück. Eigentlich gar nicht so schwierig, wenn die Welt nicht voller hübscher Frauen wäre…

„Wenn er fällt, dann stirbt er“ ist das Krimidebüt von Marion Ambros. Dabei lässt sich ihr Buch zwischen den klassischen Kletter- und Regionalkrimis ansiedeln. Für mich war es der erste Rother-Bergkrimi, bei dem ein nicht-kletternder Hauptkommissar die Ermittlungen führte und es war zugleich der am wenigsten gelungene. Dabei möchte ich an dieser Stelle anfügen, das Regionalkrimis generell nicht mein Lieblingsgenre sind. Meinem Mann dagegen, der mittlerweile die zahlreichen Rother Bergkrimis für sich entdeckt hat, hat Ambros Krimi durchaus gut gefallen.

Die Idee hinter dem Krimi ist gelungen und bringt einiges an Potenzial mit. Da ist zum einen der Prolog, bei dem der Leser Zeuge eines – wie sich später herausstellen wird – schon weit in der Vergangenheit zurückliegenden Mordes wird. Und dann sind da die zahlreichen Mordverdächtigen, die alle irgendwie miteinander verbunden sind und jeder für sich ein logisches Motiv hätten. Aber es dauert lange, bis man sich endlich in diesem Buch eingefunden hat und die Handlung an Fahrt aufnimmt. Und auch zum Ende des Krimis hin – gemeinhin die Seiten eines Krimis, bei denen man gar nicht mehr aufhören kann zu lesen – vermögen nicht zu überzeugen. Ambros gelingt es schlicht und einfach nicht, Spannung aufzubauen und ein Gefühl der unmittelbaren Gefahr zu erzeugen. Natürlich versucht sie mit diesen Elementen zu arbeiten und sie sind auch da, aber ihre Wirkung verliert sich in den zahlreichen Seiten. Nicht zuletzt eine straffere Erzählweise hätte dem Buch sicherlich gut getan.

Auch mit dem ermittelnden Kommissar Joe Bichelmaier hatte sich so meine Probleme. Er ist – und hier wird jedes Klischee bedient – im mittleren Alter, schaut aus wie ein Cowboy und ist auch sonst der Coolste. Und er hat ein Problem mit Frauen, denn scheinbar alle Frauen in seiner Umgebung sind einfach schön und er kann nicht anders, als sich in sie zu verlieben. Natürlich erwidern die weiblichen Geschöpfe nicht selten seine Avancen. Seine eigentliche Angebetete Paule liebt er zwar, aber Treue ist eben nicht so sein Ding.
Diese Nebenstory ist in meinen Augen wenig tiefsinnig und es hätte ihrer definitiv nicht bedurft. Noch dazu, da alle anderen Kollegen von Joe entweder dick oder scheinbar inkompetent sind. Generell bedienen die Charaktere zu sehr bekannte Stereotypen und Ambros gelingt es kaum, sie wirklich einzigartig und damit wiedererkennbar zu machen.

Die Suche nach dem Mörder verkommt – zwischen Joes ganzen privaten und sonstigen beruflichen Problemen – mitunter ein wenig zur Nebensache. Sie hält aber dennoch einige Wendungen bereit, die man so als Leser nicht erwartet hätte. Letztlich habe ich mich durch die Seiten des Buches gekämpft. Für mich wird es damit auf jeden Fall kein Wiedersehen mit Joe Bichelmaier geben.

Fazit: Wer selten Regional- bzw. Kletterkrimis liest, sollte lieber die Finger von diesem Buch lassen. Wer sich jedoch in diesem Genre wohl fühlt, der kann sicherlich auch mit diesem Krimi seine Freude haben.

Christiane Fischer

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