Erlebniswandern mit Kindern - Südtirol
Der Sommer naht und viele sind nun auf der Suche nach dem ein oder anderem Reiseziel. Wer indes Kinder hat, ist bemüht, eine Destination zu finden, die nicht nur den Eltern Erholung, sondern auch Abenteuer und Kurzweil für den Nachwuchs verspricht. Wer es sich nicht ganz so schwer machen will, der schaut in das Programm der Wanderbuchreihe „Erlebniswandern mit Kindern“ vom Rother Bergverlag. Hier werden perfekte Familienurlaubsgebiete vorgestellt und auch die Tagesplanung ist dann gar nicht mehr so schwer. Ganz druckfrisch hinzugekommen ist nun Südtirol.
Einige Autostunden von Deutschland entfernt locken dort faszinierende Bergwelten, Gastfreundlichkeit und wunderschöne Natur. Zu entdecken auf insgesamt 36 Wanderungen, die von Gerhard Hirtlreiter und Eduard Soeffker sorgsam zusammengestellt wurden. Die Kinder werden durch das Buch von Rothi, dem Murmeltier begleitet. Die Maskottchen der „Erlebniswandern mit Kindern“-Reihe sind von Buch zu Buch verschieden, mal sind sie mehr mal weniger gelungen. Rothi war mir gleich sympathisch. Seine Sprache ist dem empfohlenen Alter der jeweiligen Tour angepasst, und auch Jugendsprache findet sich hier und da, ohne dass es aufgesetzt wirkt. Warum allerdings die zulässige, aber m.E. deutlich veraltete und heute kaum noch gebräuchliche Form der Großschreibung bei der Anrede der Kinder mit „Ihr“ und „Euch“ gewählt wurde, ist mir nicht ganz klar. Rothi vermittelt den jüngen Wanderern interessante Zusatzinformationen, die wohl auch den Erwachsenen den ein oder anderen Aha-Effekt bescheren. Oder wer hat etwa gewusst, dass der Bestatter damals dem Ötzi den Arm gebrochen hat, in dem Versuch, ihn in den Sarg zu bekommen?
Insgesamt wartet das Buch mit 15 leichten, vier schweren und 17 mittleren Touren auf. Die Charakteristik der Tour, ihr Länge, Gehzeit und das empfohlene Ab-Wanderalter kann man auf einen Blick in der vorderen Umschlagseite erfassen. Mit Charakteristik sind hier Besonderheiten gemeint, die wohl vor allem in den Augen der Kinder wichtig sind. So etwa ob sich am Weg – oder einer Tourenvariante – ein Spielplatz, Weidetiere, ein Lehrpfad oder eine Burgruine finden lassen. Manche der Wanderungen kann oder muss man mit einer Hüttenübernachtung kombinieren. Sicherlich für jedes Kind – egal welchen Alters, ein großartiges Abenteuer! Ich finde es sehr schade, dass diese Mehrtagestouren nicht extra im Inhaltsverzeichnis hervorgehoben sind. Auch kann ich es noch immer nicht nachvollziehen, warum bei allen Rother Wanderbüchern (nicht den Wanderführern!) darauf verzichtet wird, die Gehzeit gleich in der Überschriftenleiste einer jeden Tour und im Inhaltsverzeichnis anzugeben. Diese Angabe ist für mich ein sehr wichtiges Auswahlkriterium und es ist störend, wenn man diese erst immer unter den Kurzinfos heraussuchen muss.
Ansonsten besticht das Buch durch seine sorgsame Tourenauswahl und man merkt, dass sich die Autoren Gedanken gemacht haben. So wird etwa empfohlen einen Erlebnispfad entgegen der eigentlichen Richtung zu laufen, um erst am Ende an eine Burg zu kommen, denn so bleibt ist die Motivation wahrscheinlich deutlich besser erhalten, als wenn das eigentliche Highlight der Tour gleich zu Beginn auf einen wartet. Uns Erwachsenen geht es da normalerweise nicht anders. Im Einführungsteil, der alle wichtigen Informationen enthält, außer, welche Karten man empfehlenswerterweise man noch zusätzlich – vor allem bei den längeren Touren im Gepäck haben sollte, plädieren die beiden Autoren auch immer wieder für viel Zeit. Die unmittelbare Erfahrung der Natur, unsere Umwelt ganz ohne Hektik und Stress ist äußerst eminent für die Entwicklung unserer Kinder.
Die Tourenbeschreibungen sind solide und auch die Karten klar und deutlich. Bei zwei weiteren Gehvarianten neben der Hauptroute kann man aber schon einmal etwas durcheinander kommen. Einige der Wanderungen kann man übrigens bereits mit Kindern von vier Jahren machen, zahlreiche sind aber auch erst ab acht bis neun Jahren empfohlen. Dies lässt auch Rückschlüsse auf das breite Spektrum der hier angebotenen Wanderungen zu. Bei jeder Tour sind in einem Informationskasten die Highlights zusammengefasst und natürlich fehlen auch die Kurzinfos in ihrer bewährten Form nicht. Und mithilfe der zahlreichen Bilder, wenn sie auch nicht an die Brillanz derer im letzten von mir rezensierten Wanderbuch heranreichen, kann man sich bereits einen guten Eindruck von der ausgewählten Tour machen.
Ist das Wetter einmal zu schlecht zum Wandern, sind die Beine schwer oder hat die Familie einfach Lust, auch man etwas anderes zu erleben, so braucht man nur in den hinteren Teil des Wanderbuches zu schauen. Dort finden sich zahlreiche Ausflugs- und Schlechtwettertipps zu den verschiedensten Themen, etwa Badessen, Naturparks, sehenswerte Orte, Ruinen und vieles mehr.
Kurzum: Das rundum sorglos Paket für die ganze Familie. Nur die Unterkunft, die muss man schon noch selber buchen.
Christiane Fischer