Gut geklettert statt schlecht gebüßt und gebetet

Zum diesjährigen Buß- und Bettag am Mittwoch, dem 21. November 2018, nutzte eine stattliche Anzahl der Mitglieder der Klettergruppe die Chance, von unserem Freistaat in einen anderen zu wechseln, um dort den sächsischen Feiertag zu genießen. Wie im Vorjahr ging es in die Weimarer DAV-Kletterhalle. Wettermäßig war dies definitiv die richtige Entscheidung. Die nasskalte, regnerische und manchmal auch neblige Witterung ließ einfach nur Indoor-Aktivitäten zu.

Die ersten Kletterfreunde schlossen um 10:00 Uhr quasi die Halle mit auf. Nach und nach trudelten dann die weiteren Teilnehmer ein. Das frühe Erscheinen war nicht nur dem Umstand geschuldet, dass es einen „Early Bird“-Rabatt gab, sondern eher, dass der frühe Vogel auch mehr Routen bewältigen kann. Und davon gab es in Weimar reichlich. Bei einer Wandhöhe von 12 bis 15 Metern wurden über 130 Routen in fast allen Schwierigkeitsgraden angeboten, die im Toprope oder Vorstieg bewältigt werden konnten. Von diesen Möglichkeiten wurde selbstverständlich reichhaltig Gebrauch gemacht. Nach kurzer Eingewöhnungsphase wagten sich die routinierteren Kletterer unter uns bereits an die größeren Schwierigkeiten heran. Bravourös wurden Überhänge gemeistert und erfolgreich der jeweilige Endpunkt erreicht. Einer gab dem anderen Tipps und stand mit Rat und Tat zur Seite. Die noch Unerfahreneren unter uns beackerten derweil die etwas einfacheren Wege und sammelten ihre eigenen Erfolgserlebnisse.

Mittlerweile war die Teilnehmerzahl auf über 35 angestiegen, wobei der Jüngste mit seinen gerade einmal zwei Jahren doch lieber einem Ball hinterher jagen wollte, als sich in ein Klettergeschirr einbinden zu lassen. Bestimmt trugen wir, wie schon wie im Vorjahr, wieder dazu bei, dass dies der umsatzstärkste Tag für die Kletterhalle gewesen sein dürfte. Die vereinzelten einheimischen Nutzer der Halle hörten sicher nur noch ein sächsisches Stimmengewirr mit überwiegend vogtländischem Einschlag. Neidvoll wurden wir gefragt, was das denn genau für ein Feiertag in Sachsen sei. Selbstverständlich beteten wir vor jeder Route, dass diese uns auch gelingen möge. Manchmal musste dann unterwegs bei schwierigen Passagen schon etwas gebüßt werden. Trotzdem gab niemand so einfach auf. Um jeden einzelnen Griff und Tritt wurde teilweise gekämpft. Im Eifer des Gefechts war es eine der größten Herausforderungen, alle Kletterbegeisterten zu einem Gruppenbild zusammenzubekommen. Irgendwo hing immer einer in der Wand. Zum Kräftesammeln wurde das Bistro im Foyer genutzt. Dabei konnten beim Genuss entweder gekaufter oder mitgebrachter Speisen (von selbstgeschmierter „Bemme“ bis hin zu selbstgebackenem Kuchen und sogar Quiche) die Kletterkünste der anderen weiter verfolgt werden. Frisch gestärkt ging es für jeden dann weiter. So manch einer wagte sich an Routen heran und bewältige diese zumeist auch, von denen er zu Beginn des Tages nicht einmal zu träumen gewagt hätte. Die Zeit verging wie im Fluge und gegen Abend mussten die Kletteraktivitäten eingestellt werden, um noch rechtzeitig in eine örtliche Lokalität einrücken zu können.

Beim Umziehen war der Schreck dann aber erst einmal groß, als leider festgestellt wurde, dass nicht nur die gebrauchte Unterwäsche der Huberbuam gefragt ist, sondern wohl auch vogtländischer weiblicher Kletterer. Vielleicht lässt sich damit ja für die Sektion sogar noch eine neue Einnahmequelle erschließen, indem über die Homepage derartige Souvenirs gegen entsprechenden Obolus angeboten werden, auch wenn sich der ehrliche „Finder“ mittlerweile gemeldet hat. Der Weg zum von Schumi hervorragend ausgesuchten Restaurant, dem ungarischen „Scharfen Kessel“, entpuppte sich als weitere Herausforderung. Dank Navi eigentlich kein Problem, aber trotzdem mindestens eine neue sächsische XIII aufgrund des Blitzers, der sehr viele mit einem unerwarteten rötlichen Lichtgruß zum Sponsor der Stadt Weimar machte. Trotz dieser Missgeschicke ließ sich keiner die tolle Stimmung vermiesen und ein wunderschöner Klettertag klang gemütlich bei gutem Essen und maßvollem Trinken aus.

Heiko Schuster

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