Peaks of the Balkans - Trekking im Dreiländereck

Wer auf der Suche nach einem ganz besonderen Bergurlaub ist, der sollte nicht nur in den gewöhnlichen Kategorien der Alpenregionen denken. Ein Blick auf die Landkarte lohnt sich, kann man so doch den Balkan entdecken und mit ihm den Rundwanderweg „Peaks of the Balkans“, der sich in der entlegenen Bergregion des Dreiländerecks Albanien, Kosovo und Montenegro befindet. Ganz egal ob man sich entscheidet, diese Tour, die fernab der Bergtouristenströme liegt, allein oder mithilfe eines entsprechenden Reiseanbieters zu gehen, so wird man sich im Vorfeld und auch während der Reise informieren wollen. So etwa mit dem neuen Rother Wanderführer „Peaks of the Balkans“ (PoB) von Max Bosse und Kathrin Steinweg.

Die Autoren haben für ihre Recherche bereits zwei mehrwöchige Aufenthalte in der entfernten Balkanregion verbracht. Dabei haben sie die Landschaft sowie die Menschen schätzen und lieben gelernt, was man ihrem Wanderführer auch anmerkt. Das Büchlein im typischen und überaus praktischen Rother-Format enthält nicht nur den Dreiländerwundweg PoB, der sich in insgesamt zehn Etappen gliedert, sondern auch sieben Varianten und Gipfelabstecher sowie sechs Tagestouren ab Thethiund und vier im Grbaja-Tal. Alle Touren, bis auf zwei Ausnahmen, bewegen sich im leichten bis mittleren Schwierigkeitsbereich, die Etappen des PoB weisen dabei meist eine Länge von etwa sechs bis acht Stunden auf. Zu beachten ist allerdings, dass die Schwierigkeitskategorien hier durchaus anders zu handhaben sind als man es normalerweise gewohnt ist, dies betrifft vor allem den Punkt der Orientierung. Man darf nie vergessen, dass man sich im Balkan in einer touristisch noch eher wenig erschlossenen Region befindet, dementsprechend „erfordern die […] Touren eine gewisse Aufmerksamkeit. Die Wege und Markierungen werden unterschiedlich gut gepflegt und erhalten“ (S. 11). Die Autoren empfehlen daher ausdrücklich die Benutzung eines GPS-Gerätes. Darüber hinaus sollten Kompass und entsprechendes Kartenmaterial natürlich nicht fehlen.

Der Einführungsteil des Wanderführers ist sehr ausführlich gestaltet und lässt dem angehenden PoB-Reisenden keine Wünsche offen. Wichtig sind der Abschnitt über Gefahren und der Hinweis, dass die Herdenschutzhunde keinen Spaß verstehen sowie die wertvollen Tipps für Unterwegs, etwa zu Wasser und Proviant, der Stromversorgung, Geld und Währung und natürlich der Ausrüstung. Auch eine Packliste mit den notwendigsten Utensilien fehlt nicht. Es folgt ein Kapitel über Land und Leute, das Informationen zu Lage und Geografie enthält, aber auch einen Einblick in die Mentalität und Kultur der hiesigen Bevölkerung gibt. Weiterhin finden sich zusätzliche Ausführungen zu Flora und Fauna. Während diese Informationen vor allem der Kategorie „nice to have“ zuzuordnen sind, kommt dem nächsten Kapitel – Touristische Informationen – eine sehr große Bedeutung zu. Darin finden sich u.a. die Punkte Reisezeit, Sprachen, Anreise, Einreisebestimmungen und Unterkünfte sowie Adressen und Telefonnummern der Botschaften und Konsulate. Die Anreise zum PoB kann verschiedentlich erfolgen, als Startpunkte kommen die Städte Shkodra (Albanien), Peja (Kosovo) und Plav (Montenegro) infrage. Die Autoren beschreiben die Anreise für jede Stadt einzeln und äußerst detailliert, so sind etwa auch die Fahrzeiten der Busse enthalten. Sehenswürdigkeiten und Übernachtungsmöglichkeiten, mit Preisangaben und Kontaktadressen, machen das Rund-um-Sorglos-Paket perfekt. Die Einreisebestimmungen und Regelungen für das Überqueren der Grünen Grenze werden ebenfalls detailliert dargelegt, da hier besondere Achtsamkeit und Vorbereitung notwendig sind, um Ärger mit den Behörden zu entgehen. Ein kleiner Sprachführer und Hinweise zu weiterführender Literatur sowie Kartenmaterial ergänzen den ersten Teil des Wanderführers.

Zu den Tourenbeschreibungen:
Die Beschreibungen sind in der Wir-Form geschrieben, sodass man schon allein sprachlich den beiden Autoren gut folgen kann. Die Ausführungen sind prägnant, enthalten alles Wichtige und enthalten keine Abschweifungen. Dies ist besonders deswegen eminent, weil man sich in manchen Gebieten wirklich zu 100% auf die Orientierung konzentrieren muss. Die Autoren weisen so auch darauf hin, wenn Orientierungspunkte, wie etwa Fahrspuren, mitunter verschwinden und behelfen sich mit markanten Dingen, wie etwa einem alleinstehendem toten Baum, auffallenden Steinen oder einem Gatter. Entfernungen werden je nach Sachlage zeitlich oder örtlich beziffert, auch erfolgt oftmals ein Hinweis auf die einzuschlagende Himmelsrichtung. Wichtige Wegpunkte sind im Text fett markiert und mit einer Nummer versehen, diese findet sich sodann jeweils im Höhen-/Zeitprofil und der kleinen Karte wieder, die jede einzelne Wanderung bzw. Etappe ergänzt. Die Karten sind sehr übersichtlich und gut für die Orientierung geeignet. Natürlich fehlen bei den einzelnen Tourenbeschreibungen auch nicht die für Rother typischen Anfangsinformationen, wie etwa Ausgangspunkt, Anforderungen, Einkehr, Unterkunft, Tipps und Varianten. Ein kleiner Text stimmt jeweils auf die Etappe ein und in der Titelzeile sind neben dem Namen der Tour auch die Gehzeit und die Höhenmeter im An- und Abstieg enthalten. Bilder, die auch qualitativ bestechen, lockern den gesamten Wanderführer auf und geben bereits einen sehr guten Einblick in die Region des PoB. Weiterhin finden sich in den einzelnen Tourenbeschreibungen mitunter Informationskästen zu Interessantem, etwa zu den Ali-Pasha-Quellen oder dem Hochland von Gjakova.

Kurzum: Peaks of the Balkans ist ein erstklassiger Wanderführer, bei dem sich keine Kritikpunkte feststellen lassen. Er ist damit ein unbedingter Begleiter auf dieser Tour, der auch für die Vorbereitung und bloße Information unentbehrlich ist.

Christiane Fischer

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