Die Berge und wir. 150 Jahre Deutscher Alpenverein. Die Ausstellung.

An der runden Zahl kam 2019 in Deutschland wohl kaum jemand vorbei, der irgendwie mit dem Alpenverein verbunden ist. In Vorträgen, Wanderausstellungen, Filmabenden, Publikationen, Bergfahrten – der DAV feierte sich und seine lange, erfolgreiche und wechselvolle Geschichte facettenreich und ausführlich. Viele Sektionen sorgten mit eigenen Veranstaltungen und Aktionen dafür, dass die Strahlkraft des Jubiläums nicht im Münchner Umland verebbte.

Das ganze Jahr über wollte ich die Sonderausstellung besuchen. Mehrere Male war ich in den Alpen unterwegs und ein Abstecher zum Alpinen Museum auf der Praterinsel liegt nahe, wenn man den Münchner Ring entlangschleicht. Natürlich hab ich‘s versemmelt, das Jahr war rum. Der DAV kennt mich jedoch gut genug, um das zu ahnen und verlängerte die Ausstellung bis 2020. Ich befürchtete, dass das Jahr 151 seiner Gründung ähnlich kurz wird wie das zuvor und beschloss zu handeln. Mit einem zugegeben kurzfristigen Angebot an Interessierte, die schneelose Saure-Gurken-Zeit für eine Kulturfahrt zu nutzen, stieß ich auf verhaltene Begeisterung und so machten sich insgesamt nur vier Bergfreunde auf den Weg. Von Hof aus mit dem Zug in 3 Stunden und 50 Minuten bis (fast) vor die Haustür des Alpinen Museums gefahren zu werden, ist eine bequeme Option und zeitgemäß sauber. Und für schmale zwölffünfzig pro Person kamen wir nicht nur hin, sondern sogar wieder zurück.

Es gab die unterschiedlichsten Motive für die Gründer, 1869 einen Deutschen Alpenverein ins Leben zu rufen. Ob sie bei allem Optimismus ahnten, dass sie die Initialzündung für neue Sektionen und eine massenhafte Zunahme der Mitgliederzahl entfachten? Deutschland scheint nur darauf gewartet zu haben. Im Museum beginnt unser Rundgang durch die Geschichte mit genau dieser Gründung. In den verschiedenen Räumen werden die zeitlichen und thematischen Welten des Vereins vorgestellt. Mehr bildhafte Zeitzeugnisse auf Leinwand und Papier als technische Exponate bestimmen den Charakter. Begleitende Texte erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern vermitteln oft nur zeitgenössische Eindrücke. Vieles ist dem vereinskundigen Besucher natürlich bekannt, fürs Aha und Achsoistdas reicht es dennoch immer wieder. Das Konzept: Der Gast wird vom Zeitgeist abgeholt, bekommt unterwegs ein bisschen Vereinsphilosophie ab und wird gleich darauf in Bergpoesie oder zwischen Skizzenbüchlein wieder abgesetzt. Die Sprünge von Epoche und Verein hinein in die Basis zum einzelnen Menschen sind gewollt. Leitmotiv und roter Faden ist die Beziehung zwischen Gebirge und Alpenverein. Und der Alpenverein ist nun mal der Mensch, ist der Mensch, ist der Mensch. Das könnte nicht besser herausgearbeitet werden.

Einer von uns vier Besuchern hat direkten Anteil an der Ausstellung: Unser Sektionschronist Michael Frotscher hat selbst Text- und Bildmaterial beigesteuert und ist damit einer von vielen, die zum Gelingen der Jubiläumsausstellung beigetragen haben. Ihnen allen wird am Ende des Rundgangs ausdrücklich der Dank ausgesprochen, wobei wir anderen uns gerne anschließen.

Der Rundgang muss nach der Ausstellung noch nicht beendet sein. Wir zumindest lasen uns noch ein wenig im Lesesaal der Bibliothek fest und stellten uns grauenhafte Nächte im Seegraslager der „Urhölle“ vor, die jetzt im Museumsgarten steht. Wir hätten gerne noch ein wenig Zeit im Alpinen Museum verbringen können, aber wir waren durch und unser Zug hatte seine festen Zeiten.

Kein Schluss ohne Fazit: Ein lohnenswerter Tag in einer empfehlenswerten Ausstellung. Wer die Gelegenheit dazu hat – unbedingt machen! Vielleicht wenn er gerade in der Gegend vorbeikommt…

 

Frank Weller

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