Ein Wochenende Glück

„Wir müssen auch nicht überall dabei sein!“, sagte Georg zu mir und ich nickte zustimmend. Die Fahrt ins Altmühltal stand zwar schon lange im Kalender aber wirklich Lust und auch Zeit hatten wir keine. Abgesagt haben wir dann aber trotzdem nicht und sind am Freitag, dem 04. September, gemeinsam mit Marcel und Richi ins Kletterheim nach Aicha gefahren. Die Selbstversorgerhütte am Waldrand und nur wenige Gehminuten von Kletterfelsen entfernt, sollte für das Wochenende unser Zuhause sein. „Wir gehen mal noch ein paar Minuten klettern“, riefen die Jungs kaum das wir angekommen waren. Ich hatte nichts dagegen, bevor sie aber verschwanden, säuberte Richi noch fachmännisch den Kühlschrank, in dem sich ein wenig Schimmel heimisch fühlte. „Ich komm dann vielleicht noch nach“, sagte ich, glaubte aber schon selbst nicht mehr daran. Lieber tappte ich ein wenig in der Umgebung herum, langsam wurde es auch schon duster. Da kam Henry mit seinem Liegerad angeradelt und auch Jens und Karina mit Joanna und Maurice kamen an. Wenig später war auch Christian da und die Jungs von ihrer kleinen Klettertour zurück. Allgemeines Hallo und Einrichten der Schlafplätze. Zum Abendessen gab es Nudeln oder Brot, später auch Getränke und es wurde ein langer Abend mit netten Gesprächen.

Am Morgen begrüßten wir die Nachzügler Hans-Jürgen, Ulrike (Uli) sowie Thomas und Stefanie. „Wohin geht’s heute?“, fragte ich Georg, der mit den anderen gescheit in die Kletterführer schaute. „Zur Weißen Wand“, bekam ich zur Antwort und dann ging es auch schon los. Ein wenig planlos stapften wir alle durch den Wald, fanden den Felsen dann aber doch und entschieden uns – ich weiß nicht mehr warum – kurzerhand für den Märchenturm. Ein schöner, kleiner Fels mit allerhand Routen und für die nächsten Stunden waren alle mit klettern beschäftigt. Der Weißen Wand statten wir dann am Nachmittag auch noch einen Besuch ab.

Später zurück an der Hütte, saßen wir draußen und ruhten uns ein wenig aus. „Wir könnten dann noch ein wenig spazieren gehen. Vor zum Dohlenfels und vielleicht noch rüber zu der Burg“, verkündete Jens und die Mehrzahl bekundete Zustimmung. Marcel und Georg spielten derweil mit Joanna und Maurice ein Ballspiel. „Was macht ihr denn?“, fragte ich und bekam gleich die Regeln erklärt. Und wie sie da so im Kreis standen und sich den Ball zuspielten, tauchte die Erinnerung an ein Spiel aus meiner Kindheit auf. „Lasst uns doch mal faules Ei spielen!“, rief ich aus und stieß auf keinerlei Widerstand. Eifrig überlegten wir, wie denn das eigentlich genau gewesen war, und riefen den anderen zu, sie sollten doch mitspielen. Für die nächste Stunde war die Luft erfüllt mit Lachen und glücklichen Stimmen. „Ich kann nicht mehr“, presste ich atemlos hervor und auch die anderen waren sichtlich aus der Puste. Nach einer kurzen Verschnaufpause stand natürlich noch unser Spaziergang auf dem Plan, der uns allerdings nur bis zum Felsen führte – die Burg sparten wir uns. Zurück am Kletterheim war der Grill vorbereitet und so gab es bald Abendessen, später Lagerfeuer. „Marcel hat ein neues Seil!“, informierte Georg, als wir um das Feuer herumsaßen. Natürlich war allen klar, was das bedeutet: Seilweihe. Marcel hatte schon von diesem Brauch gehört, wusste aber nicht so recht, wie er denn eigentlich ging, und war ein wenig in Sorge um die Unversehrtheit des Seils. Natürlich passierte dem Seil nichts und die Weihe klappte. „Wir wünschen dir allzeit gute Klettertouren“, beglückwünschten wir Marcel und verbrachten wieder einen wunderschönen Abend.

Frühstücken, Einpacken, Sauber machen – so begann der Sonntag und schon war das Wochenende wieder vorbei. Oder doch nicht? „Wir gehen nochmal klettern“, sagten Uli, Christian, Richi und Hans-Jürgen. „Ich möchte die Gegend noch ein wenig mit dem Rad erkunden“, vermeldete Henry und wir? „Gehen paddeln“, waren sich Jens, Karina, Maurice, Joanna, Marcel, Georg und ich einig. In Dollnstein fanden wir einen Bootsverleih und saßen kurz nach zwölf in den Booten. „Bis 18 Uhr habt ihr Zeit“, informierte und der Betreiber. 18 Uhr? So ein Quatsch, spätestens 15 Uhr sind wir wieder da, dachte ich bei mir. „Wir sollten zuerst flussaufwärts paddeln, dann geht es zurück einfacher“, entschieden wir uns machten uns auf den Weg zur Hammermühle. „Geht gar nicht!“, rief Georg bald schon empört aus und wollte schon fast nicht mehr weiter. Unser Kajak hatte kein Ruder, so fuhren wir oft nur von einem Ufer zum anderen. Als letzten Versuch tauschten wir die Plätze und so klappte es dann doch noch. Nicht lange, und wir merkten, wie die Arme schmerzten – denn flussaufwärts paddeln ist auch auf der Altmühl sehr anstrengend. Spaß machte es trotzdem und irgendwann erreichten wir sogar die Hammermühle. „Hunger!“, riefen wir aus und hatten nur noch den Kiosk im Blick. Dort trafen wir auch wieder Henry, der dort ebenfalls Rast machte.

„So, jetzt fahren wir hier runter!“, sagten alle einheitlich. „Wirklich?“, fragte ich zurück, saß schon im Boot und fuhr auf die Bootsrutsche zu. „Wirklich!“, sagte Georg und so schossen wir hinab. Was für ein Spaß! Zurück zu unserem Ausgangspunkt paddelte es sich mit der Kraft der Strömung deutlich leichter und 17.30 Uhr waren wir wieder in Dollnstein. „Oh, jetzt ist es doch ganz schön spät geworden“, stellten wir fest.

Doch das war nicht schlimm. Hinter uns lag ein Wochenende, dass uns noch lange im Gedächtnis bleiben wird, ein Wochenende mit wunderschönen Stunden, ein Wochenende voller Glück. Ich möchte allen, die mitgefahren sind Danke sagen – vor allem Thomas und Christian, die diese Fahrt organisiert haben. Und wenn es im nächsten Jahr wieder heißt: „Wir müssen auch nicht überall dabei sein!“ Dann werden Georg und ich nicken und sagen: „Überall nicht, aber im Altmühltal auf jeden Fall!“

Christiane Fischer

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