24. Mai bis 26. Mai 2013

Nicht zum Klettern oder Wandern, sondern zum Arbeitseinsatz auf die Plauener Hütte sollte es an diesem vierten Maiwochenende gehen. Ab Montag, dem 27. Mai, beginnen auf unserer Hochgebirgshütte Sanierungs- und Umbauarbeiten, die bis zum Start der Hüttensaison in einigen Wochen abgeschlossen sein müssen. Dafür wollten wir einige Vorbereitungen treffen und zudem etliche einfachere Arbeiten in Eigenleistung erbringen, um den Geldbeutel der Sektion zu schonen. Um es vorwegzunehmen – wir konnten an diesem Wochenende keine Hand in oder um die Hütte anlegen. Ja, wir haben unser Juwel im Zillertal nicht einmal zu Gesicht bekommen.

Dass das Wochenende für uns unter keinem guten Stern steht, bekommen ich und meine Mitstreiter bereits zu spüren, bevor es richtig losgeht. Durch eine unvorhergesehene berufliche Verzögerung komme ich erst spät in der Nacht zurück nach Plauen. Die anderen warten trotz allem auf mich und gegen ein Uhr samstagmorgens können wir endlich in Richtung Süden losfahren. Georg lässt es sich dabei nicht nehmen, die gesamte Strecke durchzufahren. Sein durchschlagendes Argument: „Ich habe vorhin schon zwei Stunden geschlafen.“ Gegen 6 Uhr in der Früh erreichen wir den Parkplatz der Bärenbad-Alm im Zillertal. Schnell wird Christian aus seinem Auto geklopft, der wohl als Einziger von uns die Nacht schlafend verbringen konnte. Der Regen, der uns auf unserer Fahrt begleitet hatte, war bald in Schnee übergegangen und wir ahnten Böses. Als es dann endlich hell wurde, sehen wir die Landschaft, die aus dem allgegenwärtigen Nebel auftaucht, tief verschneit. Willkommen im Schnee – und das Ende Mai!

Wir haben noch etwas Zeit, bevor die anderen Arbeitseinsatzhelfer eintreffen werden und so versuchen wir, für den geplanten Abstieg am Sonntag, ein Auto an der Materialseilbahn oder wenigstens im Tunnel an der Staumauer abzustellen. Wir kommen jedoch nur bis zum Staumauerfuß, bevor uns Schnee und Eis sowie die Sommerreifen zum Umkehren zwingen. Ernüchtert vertreiben wir uns die restliche Zeit mit einem Winterspaziergang und Kaffeetrinken. Wie geplant treffen bald darauf Jens und Frank zusammen mit dem neuen Hüttenpächter-Paar Michael Puntigam und Edith Haberl ein. Leider bringen sie schlechte Nachrichten mit: Aufgrund des starken Nebels kann der Hubschrauber nicht wie geplant am Vormittag fliegen – wir sollen doch bitte gegen Mittag noch einmal anrufen. Das ist nicht gerade ideal. Sollten doch mit diesem etliches an Baumaterial, Versorgungsgütern und letztlich auch wir selbst auf die Hütte gelangen. Wir wollen die Zeit sinnvoll nutzen und so fahren wir zum vorgesehenen Startplatz. Dort beginnen wir mit dem Verladen der vielen Sachen, die Edith und Michael für die Bewirtschaftung der Hütte in den nächsten Wochen benötigen. Alles wird in große Lastensäcke für den späteren Lufttransport gepackt. Dabei können wir schon an den vielen leckeren Speisen und Getränken sehen, dass keiner der Arbeiter auf der Hütte wird hungern müssen.

Gegen Mittag umgeben uns noch immer Nebel und Schnee, aber die Luft ist wärmer geworden. Zeit für einen zweiten Versuch! Erneut probieren wir, mit dem Auto nach oben zu gelangen und schaffen es dieses Mal bis auf die Staumauerkrone. Dort erwartet uns allerdings die nächste Ernüchterung: noch dickerer Nebel und noch mehr Schnee! Edith, Michael und Schumi wagen trotz allem mit ihrem Geländewagen eine Erkundungsfahrt Richtung Materialseilbahn. Diese endet jedoch direkt nach dem Tunnel. Es ist einfach kein Durchkommen auf dem zugeschneiten und verwehten Weg entlang des Stausees. Uns bleibt nichts anderes übrig als zu warten, und so vertreiben wir und sie Zeit mit interessanten Gesprächen und Albernheiten im Schnee. So kurz vor Sommeranfang ein nicht alltägliches Erlebnis!

13 Uhr der zweite Anruf bei der Fluggesellschaft: immer noch keine Aussicht auf eine Möglichkeit, per Hubschrauber zur Hütte zu gelangen. Wir verlegen daher unsere Warteposition zurück in die Bärenbad-Alm. Etliche Stunden später und um viele Erlebnisberichte der Anwesenden reicher, machen wir einen letzten Anruf beim Hubschrauber-Dienst. Leider erneut erfolglos und so beschließen wir gegen 17 Uhr, die Versuche für diesen Tag einzustellen.

Schweren Herzens verabschieden wir uns von Jens und Frank. Sie wollen zusammen mit den Pächtern am nächsten Tag einen erneuten Versuch starten, um die Plauener Hütte zu erreichen. Wir anderen müssen jedoch bereits am Montagmorgen wieder auf Arbeit sein – wir wären am Sonntag also keine wirklich große Unterstützung mehr auf der Hütte. Zudem gestaltet sich bei den derzeitigen Witterungsbedingungen die Frage nach dem Abstieg als schwierig, wenn nicht gar riskant. Uns bleibt also nur die Fahrt in Richtung Heimat.

Freudig überraschend bieten uns jedoch Edith und Michael an, bei ihnen zu Hause zu übernachten und erst am nächsten Morgen die Fahrt nach Hause anzutreten. Nach der schlaflosen Nacht und der Aussicht auf 500 Kilometer Heimfahrt nehmen wir das Angebot dankend an. Etwa eine Stunde später – wir befinden uns nun nahe der Grenze zu Deutschland sind wir am Haus von Edith und Michael angekommen. Dort begrüßt uns Phips – ein sehr großer, aber auch sehr sanfter Hund. Er ist das dritte Mitglied der neuen Hüttenbesatzung. Direkt oberhalb des Hauses kann man eine große Felswand sehen und Georg fragte sogleich, ob es dort auch Kletterrouten gibt. Michael führte uns ohne Zögern hinauf in den kleinen Klettergarten und erklärte die Besonderheiten der Kletterei am Karwendelfelsen. Anschließend ließen es sich die beiden nicht nehmen, uns auch noch zum Abendessen einzuladen. An dieser Stelle ein recht herzliches Dankeschön an Michael und Edith für ihre vielen Wohltaten! So konnten wir nun schon einmal testen, was die Gäste zukünftig auf der Hütte erwartet. Wir jedenfalls können nur zu einem Besuch raten – ihr werdet es auf keinen Fall bereuen! Den Abend füllten wir mit Geschichten unserer bisherigen Sektionsfahrten und Arbeitseinsätzen. Das Hüttenpächter-Paar erzählte Anekdoten vom Alltag als Betreiber ihrer bisherigen Hütten und Michael berichtete von seinen Einsätzen bei der Bergrettung.

Am nächsten Morgen geht dann alles ganz schnell. Jens ruft an und meldet, dass der Hubschrauber wohl an diesem Tag fliegen kann. Wir verabschieden uns mit den besten Wünschen und danken für die tolle Bewirtung. Nicht ohne natürlich zu versprechen, in ein paar Wochen zum Anhütten wieder da zu sein – dann werden wir auch bis auf die Hütte gelangen und kräftig Hand anlegen. Am Abend erreicht uns die Nachricht, dass die vier nun auf der Hütte sind und mit den geplanten Arbeiten beginnen können.

In diesem Zusammenhang möchte ich euch noch einmal dazu aufrufen, den Artikel „Helfer gesucht – Gemeinsam die Zukunft gestalten“ auf der Startseite unserer Webseite zu lesen. Solltet ihr in den nächsten Wochen oder an den Wochenenden etwas Zeit haben, dann meldet euch bitte direkt bei Jens Winkelmann. Er wäre mehr als dankbar, wenn sich noch ein paar Helfer finden würden, die bereit wären, auf der Hütte mit anzupacken. Unser Dank sowie der der Sektion und der Hüttenpächter wird euch sicher sein.

Thomas Rahm

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