Kletterfahrt nach Dresden ins SBB-Zentrum

Ich weiß nicht, ab wann man das Wort „Tradition“ in den Mund nehmen bzw. zu Papier und Datei bringen darf. Bei der – erst zweiten – Kletterfahrt ins Dresdener SBB-Zentrum ist das gewiss etwas gewagt. Ich tue es trotzdem, denn selbst wenn es noch keine Tradition sein sollte, dann möge es auf jeden Fall eine werden! Matze hat sich erneut um die Organisation gekümmert und es wieder einmal perfekt gemacht. Wie schon voriges Jahr nutzten wir die Bahn als Transportmittel. Auch deren Organisation war perfekt: Die Züge fuhren pünktlich und wir konnten bequem und völlig entspannt diese Art von autonomer Elektromobilität nutzen und genießen.

In der Halle selbst waren wir zunächst einmal überrascht, denn es herrschte schon ein recht reger Andrang. Den hatten wir so kurz nach dem Aufsperren am Vormittag nicht erwartet. Dank der Größe der Halle war das aber kein Problem. Man hat ja dort sehr viele Wandbereiche und die unterschiedlichsten Möglichkeiten und Varianten des Kletterns. Wände mit verschiedensten Neigungen, ein dunkler (aber trockener! und unbemooster!) Kamin, Risse, Verschneidungen, ein großer Boulderbereich, eine Speedkletterwand, ein großer Toprope-Bereich und sogar ein kleiner Klettersteig mit Abseile: An Vielseitigkeit ist das SBB-Zentrum nicht zu überbieten. Ich kenne keinen Plaste-Tempel, der in dieser Beziehung das Wasser reichen kann. Die Krönung von allem ist das Gipfelbuch der Halle, auch wenn ich das persönlich etwas übertrieben finde!

Die besondere Form der dortigen Umlenker kannten wir ja schon von unserem letzten Besuch. Man braucht nur das Seil einzulegen, es schnappt hinter einen Verschluss und lässt sich nur noch mittels Durchziehen entfernen. Dank des Drehgelenkes gibt es beim Ablassen auch kein Seilkreuzen; Luxus pur. Gewöhnungsbedürftig dagegen ist im Toprope-Bereich die Seilführung. Die Seile sind zu langen, bis auf den Boden reichenden Schlingen geknüpft, was zur Folge hat, dass der Kletterer stets das abwärts führende Seil vor den Füßen baumeln hat. Ebenfalls sehr gewöhnungsbedürftig ist die Einstufung der Kletterwege. Hier im Herzen von Sachsen, in der Heimstatt der elbsächsischen Kletterkultur erwartet man die sächsische Schwierigkeitsskala, und tatsächlich, römische Ziffern stehen hinter den Wegnamen. Aber als Unterteilung dann statt „a“, „b“, „c“ kommt das UIAA gewohnte „+“ bzw. „-“. Ja wie jetzt?? Ich fand es irritierend, da für mich die UIAA-Bewertung in arabischen Zahlen gewohnt ist. Aber letztendlich ist das nicht so bedeutend, denn jede Halle hat sowieso ihre spezielle Art der Einstufung.

Wir neun Kletterer hatten keine Mühe, für uns geeignete Kletterwege zu finden. Stefanie und Thomas nutzten nach der Mittagspause das Wetter erst für einen kleinen Erholungsspaziergang, um sich dann noch einmal an den Griffen auszupowern. Matze ging auch raus, er probierte im Außenbereich eine Kletterroute, kam aber schnell wieder rein. Es war doch noch recht frisch unter freien Himmel. Am Nachmittag dann kam es noch zu zwei kleinen Höhepunkten:

Christoph wagte sich an seine erste Route im Vorstieg! Er meisterte sie souverän uns solide. Herzliche Gratulation! Ebenfalls herzliche Gratulation an Matze für seinen ersten Speedrouten-Versuch. Wird das eine neue Leidenschaft?

Nach all der Kletterei kam natürlich noch die obligatorische Einkehr. Matze hatte eine Pizzeria in Bahnhofsnähe ausgesucht. Kurz vorher waren Conny und Elvis wieder zu uns gestoßen. Sie hatten derweil Dresden unsicher gemacht. Das Essen war gut und reichlich, die Pizzen riesig und das Bier hat geschmeckt. Tutto va bene!

Gut gelaunt und absolut pünktlich traten wir die Heimreise an. Ein schöner Tag ging zu Ende, Matze sei herzlich gedankt für diese TRADITION!

Andreas Schumann

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