Kletterhalle vs. Winterschlaf

Im Januar sollte normalerweise die Landschaft zumindest des oberen Vogtlands tief verschneit sein und die Bewohner sich in der warmen Stube dem Winterschlaf hingeben. Ab und zu findet eine Kontrolle der Loipen und Pisten im Revier statt, aber im Großen und Ganzen verlangsamt sich der Herzschlag. Der Schnee jedoch lässt sich allenfalls in homöopathischen Dosen auf die Erde fallen und das wenige an Bewegung geht wie von selber in die Verantwortung von Indoor-Spielplätzen über.

Fast aus dem Stegreif fanden sich 18 Klettersportelnde* oder solche, die es nur deshalb noch nicht sind, weil sie schlicht noch nicht die Mindestgröße für Kletterschuhe erreicht haben, um sich am letzten Sonntag des Monats zur Kletterhalle in Jena aufzumachen. Schumi rannte mit seiner Anfrage offene Scheunentore ein. In der Regel besuchen wir Jena nur am Buß- und Bettag, warum denn nicht auch einmal im Januar? Das rocks. jedenfalls wünschte ich mir ein bisschen näher an Markneukirchen dran. Ich wäre da gerne Stammgast, weil es so schön ist – vielleicht in Siebenbrunn, aber Oelsnitz würde auch gehen…

Über 100 Routen gibt es bis zur Schwierigkeit 7, und die meisten sind eher schmeichelhaft bewertet. Genug für unsere Gruppe, denn an einem Sonntag würden die wenigsten von uns so viel klettern. Eine einzige Freude sind die farbenfrohen Schikanen an der Wand. In künstlichen Kletteranlagen wird ja gerne über Schrauberqualitäten polemisiert – die besten Routenarchitekten sollen eine stringente Schwierigkeit über die ganze Länge bzw. Höhe an die Wand bringen und das für Kletterfiguren von klein bis hünenhaft, von athletisch bis nachlässig, von hochkonzentriert bis verschwenderisch. Jeder muss den Weg gleich einschätzen können, egal wie er gebaut und mental eingestellt ist. Das wäre ein Traum, kein Anspruch, denn so etwas gibt es nicht. Aber wie es im gutbesuchten rocks. umgesetzt wird, darf ausdrücklich gelobt werden. Und wenn man sich mal schwerer tut als sein Kletterpartner, na und? In der nächsten Route ist’s vielleicht umgekehrt - los komm, versuch’s!

Die Halle war an diesem Sonntag, wie erwartet, gut besucht, aber zu keinem Zeitpunkt zu eng für den kleinen Ansturm. Selbst die Logenplätze auf dem Podium konnten verteidigt werden, sodass auch in den Pausen der Blick auf die Wände ringsum unverstellt blieb. Unsere Truppe war eine illustre und mir kommt dann und wann in den Sinn, dass die Klettergruppe im Fluss bleibt, sich einfach immer weiter bewegt und erneuert. Neue Gewohnheiten, fast schon Traditionen bilden sich heraus – durchaus mit eigenem Charme: Es backen immer dieselben und es essen auch immer dieselben. Wir sind jedenfalls immer voll des Danks und wissen zu schätzen, was den Kletterer zufrieden macht. Natürlich sollte man nicht immer nur ans Essen denken – sondern auch Essen gehen! Und wo isst man am besten? Daheme, ganz klar. Mit viel Glück fanden wir tatsächlich noch eine Kneipe (sogar mitten in der Innenstadt), die uns nicht nur aufnahm, sondern uns echt verwöhnte. Ein Tipp für alle, die Jena besuchen: DAHEME!

Zu guter Letzt möchte ich mit Freude erwähnen, dass die jüngste Teilnehmerin gerade einen Hauch älter als 0 war, also Null Komma fast gar nichts. Noch nicht einmal einen ganzen Monat ist Adele, das frischestgebackene Klettergruppenmitglied des Jahres, alt und hat ihren Eltern Ida und Norman durch ihre Sanftmütigkeit bereits wieder einen durchaus entspannten Klettertag beschert. Ein guter Start ins erste Jahr, findet ihr nicht?

*um korrekt zu bleiben

 

Frank Weller

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