Kletterspaß am Spielberg

In der heißen Phase vor der Kletterfahrt, die eigentlich an den Holzberg im Klettergebiet „Hohburger Berge“ gehen sollte, meldeten sich gefühlt mehr Teilnehmer ab als an, so dass eine übersichtliche Truppe von 7 MannInnen übrigblieb. Heiße Phase in doppeltem Sinn, traf sie doch auch auf die Temperaturen jenseits der 30°C zu. Für diese Bedingungen kam der eiskalte Vorschlag von Micha Frotscher gerade richtig: Nicht an den Holzberg mit südlich ausgerichteter Kletterwand, sondern an den Spielberg mit nordöstlicher Ausrichtung eines neu erschlossenen Sektors sollten wir gehen. Der Clou dabei: Die Kletterwände des Steinbruchs rahmen einen Badesee ein.

Zum ersten Mal am Spielberg und ohne einleitende Worte nahmen Matze und ich die erstbeste Wand in Angriff. 2x 6+ als (fast) leichteste Routen des Sektors als Einstieg – Matze kam gut zurecht, ich nur beinahe… Dann kamen nach und nach die anderen und wir fanden zur richtigen Wand. Dort war das meiste sehr moderat. Die Schwierigkeiten gehen bei 3 los und hörten bei 8- auf. Wobei ich wieder einmal der Meinung bin, dass alles ein wenig leicht eingestuft ist. Aber Porphyr ist ja wieder eine Laune der Natur für sich und will erst gewohnt sein. Nach einer gewissen Routine kann es durchaus sein, dass es dann wieder passt. Wir kletterten, was das Zeug hielt, und das hält dort einiges. Der Fels ist normalerweise sehr hart, durch tausende Sprengungen aber eben auch steinbruchtypisch etwas wie der Kantis, der in heißen Tee fällt. Nicht ganz so heiß wie Tee, aber allenfalls mittelkühl war es im Steinbruchsee. Immer wieder hüpften wir rein, schwammen in die Mitte und schauten auf die Leute in den DWS-Routen (DWS=Deep Water Soloing) am Ostufer und die schönen Wände ohne seitlichen Zugang. Bei denen gilt es, sich von oben in die Wand abzuseilen – mit dem kleinen Risiko, dass man, wenn man die Wand nicht schafft, durch das Wasser zurückschwimmen muss. Also ein berechenbarer Spaß. Bei den DWS-Wänden wird es noch spaßiger, da man quasi aus dem Wasser heraus klettert und irgendwann wieder dorthin zurücktropft. Man sollte vorher mal schauen, dass das Wasser unter der Route tief genug ist und sich keine Schwimmer oder Schnappschildkröten unter einem befinden, wenn man der Schwerkraft folgt. Spotten ist hier ausdrücklich verpönt.

Der Nachmittag rückte heran, es wurde wärmer, die Zahl der Kletterrouten zwischen den Tauchgängen schrumpfte. Mittlerweile wurde die Badehose gar nicht mehr gegen die Kletterhose getauscht – so sparte man wertvolle Zeit für schnellere Abkühlung. Die mitgebrachten Kuchen fanden dankbare Abnehmer. Der Gedanke, dass der zufriedenmachenden Labung die Arbeit am heißen Backofen  vorausging, nötigt Respekt und doppelt Dank an die Bäcker ab. Um uns in die Situation der Bäcker eindrücklicher hineinzufinden, gingen wir an Felsen, die schon länger in der Sonne standen, um unsere Hände und Füße anständig brennen zu lassen. Meine Finger hinterließen bei geringsten Berührungen schon Schlieren auf dem Stein, da konnte auch kein Chalk mehr was helfen.

Ein Wort zum sonstigen Publikum am Spielberg: Die Autokennzeichen lassen einen großen Einzugskreis vermuten, aber die meisten sind ortskundig. Familien mit Kindern, Studenten und generell eher junge Leute zog es an diesem Tag zu Wasser und Felsen. Die reinen Badegäste waren in der Unterzahl. Insgesamt war der Besucheransturm mäßig, die Felsen waren viel weniger belagert als befürchtet. Was aber für alle galt: Im Vordergrund stand das gemütliche Chillen am See. Das Klettern kam erst an zweiter Stelle. Ich denke, da waren wir noch die Ehrgeizigeren unter den Entspannten.

Der Abend kam und brachte den Aufbruch mit. An dieser Stelle trennten sich unsere Wege. Matze und ich fuhren noch schnell zum Holzberg. Ich war da noch nicht, und so ließ ich mich von der Naturidylle gänzlich überraschen. Hunderte Routen warteten dort an diesem Tag vergeblich auf ihre Bezwinger. Die Sonne war weg, der Felsen hatte trotzdem noch 40°C und mehr. Eine schnelle Route musste noch her, aber mehr aus obligatorischem Antrieb heraus. Wir ließen das abendliche Erwachen des Biotops noch auf uns wirken und waren uns einig, dass dieser Lebensraum für Natur und Kletterer unbedingt Bestand haben müsse. Hoffentlich kommt eines Tages die erleichternde Meldung, dass der Holzberg unantastbar für Verfüllungspläne sei.

Natürlich hätte es an diesem Tag ein paar Grad weniger hitzig sein können. Aber endlich mal wieder einen ganzen Tag auf Kletterfahrt! Vielleicht können wir irgendwann mal wieder wählerisch sein. Im Moment sind wir davon noch meilenweit entfernt. 

 

Frank Weller

 

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