Nach Mittelsachsen kommt Mitteldeutschland
Waren wir Anfang Juni noch zu Gast im Mittweidaer Gebiet unterwegs (Schumi berichtete), führte uns Matzes Kletterfahrt bereits zwei Wochen später in die Hohburger Berge nördlich von Wurzen. Bereits zum dritten Mal besuchten wir den Spielberg und entdeckten dabei Neues oder schon Bekanntes erneut.
„In den Hohburger Bergen finden sich wohl die schönsten Kletterwege Mitteldeutschlands.“ verspricht der Kletterführer „Rotgelbes Felsenland“ vom Geoquest-Verlag. Um das nachzuempfinden, fehlen mir jedoch ein paar Zahlen auf der Schwierigkeitsskala. Denn ganz eindeutig fangen die richtig tollen Wege, meist mit mehreren Sternchen markiert, erst ab 7 an. Nach oben werden sie oft sogar noch besser, allerdings kann ich das dann auch noch schlechter einschätzen.
Was ich allerdings vergeben kann, sind 5 Sternchen für das Gesamtpaket Spielberg. Die Wasserqualität im Steinbruchsee ist erstklassig, die -temperaturen auch. Die entspannten Klettererinnen, Taucher, Schwimmerinnen, Hängemattenschaukler aus ganz Mitteldeutschland finden nicht ohne Grund dorthin. Die Mischung macht’s.
Wie die beiden Jahre zuvor war es auch in diesem Jahr sehr, sehr warm im Amphitheater der Porphyrfelsen. Das dunkle Gestein heizt sich dermaßen auf, dass die Finger auch ohne festen Griff nahezu sofort Schlieren hinterlassen. Soll heißen, dass sich die meisten Kletterer entweder auf die Schattenseite schlugen oder die DeepWaterSoloing-Routen fanden, wo das Scheitern am Fels mehr Spaß macht als der Durchstieg, weil es Abkühlung bringt.
Neun Kletterfreundinnen und -freunde aus Südwestsachsen waren wir diesmal und probierten uns in teils glatten, aber meist sehr festen Wegen aus. An den schattigen Sektoren „Vergessene Wand“ „Adlerfarn“ und „Hard Rock“ fanden wir Reibungskletterei an geneigten Platten, griffen in Risse, spreizten in Verschneidungen und erklommen Blockstufen. In diesen Sektoren mit weit niedrigeren Schwierigkeitsgraden als in den anderen sind richtig große Henkel nicht so die Ausnahme. Da bekommt jeder seine Erfolge, auch wenn der Tag nicht die ersehnten Bedingungen mit sich bringt. Denn eins muss man ganz deutlich sagen: Bei 30° und mehr klettert es sich schwer.
Ein Ausflug in die Wand „Heiße Sommertage“ musste natürlich auch noch her. Ein abenteuerlicher Weg direkt an der schmalen Waterkant entlang, an mehreren Stellen seilversichert, führt einen in ein recht schwer durchschaubares Gelände. Die richtige Route, dazu den passenden Verlauf und obendrein die versprochene Variante zu finden, ist gar nicht so leicht, wenn man keinen Schritt zurücktreten und sich die Sache im Ganzen betrachten kann. Irgendwie ging es dann doch und wir waren oben. Man verspricht sich für die Wiederholung, dass man es dann besser weiß, aber gleichzeitig ist da die Erkenntnis, dass man, wenn wieder ein ganzes Jahr dazwischenliegt, wieder von vorn anfängt.
Ich denke im Namen aller zu sprechen, wenn ich von einer gehaltvollen, aber entspannten Kletterfahrt spreche, die zweifellos nicht eben „um die Ecke“ ist, aber sich lohnt. Natürlich war es eigentlich wieder zu warm, aber würde im zeitigen Frühjahr oder im Herbst jemand nach seiner Route unbekümmert ins Wasser springen wollen? Brrrrrrr.
Frank Weller