Ringlpiez mit Anfassen - Eine Kletterrunde in Mittelsachsen
"Ringlein, Ringlein, du musst wandern, von der einen Hand zur andern ..." Wer weiß noch, wie der Text weitergeht? Aber keine Panik: Es ist egal, denn umgeschrieben werden muss das Lied. Wie so vieles entspricht auch das nicht mehr den aktuellen gesellschaftlichen Modalitäten. Fatal wäre es gewesen, wenn unsere Ringe weggewandert wären und nicht mehr an Ort und Stelle. Aber der Reihe nach:
Eigentlich stand für dieses Wochenende eine Kletterfahrt nach Löbejün an, die aber aus diversen Gründen dann doch nicht zustande gekommen ist. Ich weiß gar nicht mehr, ob es Löbejünorganisator Frank war oder Matze oder wer auch immer, jedenfalls war plötzlich als Ausweichvariante "Fünf Ringe für Ringethal" in den Ring geworfen. Kaum war dieser Name gefallen, war's auch schon beschlossene Sache. Jeder von uns hatte schon von dieser Runde gehört und/oder gelesen, keiner von uns hatte sie schon gemacht und jeder von uns war neugierig. Die offene Tür war also diskussionslos eingerannt.
"Fünf Ringe für Ringethal" ist eine kleine kombinierte Wander- und Kletterrunde im mittleren Zschopautal von fünf Kilometern Länge, in deren Verlauf fünf Felsen besucht werden und dabei fünf Kletterwege (an jedem Fels einer) im ca. fünften Schwierigkeitsgrad zu begehen sind. Um den Fünfer-Reigen nicht komplett zur Ekstase zu treiben, waren wir aber nicht nur fünf Kletterer, sondern zu acht unterwegs.
Nadine, Hannah, Helene, Jana, Matze, Frank, Andi und ich (die Geschlechterparität war eingehalten!) trafen uns in Ringethal auf einem Parkplatz im Bereich des alten Bahnhofes. Bei bestem Wetter konnte die Runde beginnen. Ich erspare mir jetzt eine genaue Wegbeschreibung, denn diese ist auf der Website des Geoquestverlages und auch im Kletterführer Mittelsachsen zu finden. Ausgedacht hat sich die Runde Steffen Heimann, der dortige Gebietsbetreuer. Er empfiehlt sie, um das Gebiet der Kriebethaler Wände und deren Felsen kennzulernen, einen schönen Tag in der Natur zu verbringen und einen Tag lang sich dem Plaisirklettern hinzugeben. Recht hat er! Wir haben einen wunderschönen Tag in der Natur an der Zschopau verbracht - inklusive Eisvogelsichtung, herrlich blühender Wiesen und einer Entenfamilie mit ganz süüüüßen Kücken. Die empfohlenen Kletterrouten waren alle im angegebenen Plaisierbereich, sehr gut gesichert, fast ausnahmslos in festem Fels und auch sehr abwechslungsreich. Da wir, wie schon gesagt, zu acht unterwegs waren, blieb auch genügend Zeit, an dem einen und anderen Felsen noch weitere Routen zu klettern. Auch das Wandern selbst artete teilweise in leichte Kletterei aus. Im Bereich der Katzenfelsen ist der Zustieg schon recht abenteuerlich: man quert knapp über dem Wasserspiegel der Zschopau an Bügeln und Klammern, um an den Einstieg vom "Sonntagsweg" zu gelangen. Wenige Meter flussabwärts wartete aber dann der Wermutstropfen des Tages auf uns. Ein quer gespanntes Seil mit der Aufschrift "Gesperrt wegen Felssturz" verwehrte uns den weiteren Weg und das Klettern der vorletzten Route. Das dahinterliegende Geröll unterstrich eindrucksvoll die Ernsthaftigkeit der Warnung. Der vierte Fels mit seiner "Sternschnuppe" fehlt uns also nun, die Umgehung des gesperrten Bereiches ist aber keine große Sache und entschädigt dafür mit einem herrlichen Ausblick vom Gipfelbereich der Kockschen Wand von hoch oben hinab auf den Fluss. Am fünften und damit letzten Fels war dann wieder alles in bester Ordnung. Mit dem Weg "Zum Ring im Tal" V (was sonst?) war die Kletterei abgeschlossen. In gemütlichem Tempo wanderten wir noch weiter flussabwärts und querten in Weißthal wieder die Zschopau. Zum Abschluss überraschte mich das kleine Örtchen Ringethal dann noch gehörig mit einem sehr schönen Arboretum, zu Deutsch Baumpark, einer Gesteinssammlung, einem historischen Friedhof, einem Schloss, einer Raubschlossruine, der kleinsten Silbermannorgel ... Nicht alles haben wir noch besichtigen können, aber gottlob ist das Mittweidaer Klettergebiet nicht sehr weit weg vom Vogtland. Wir alle waren uns einig, daß wir auf jeden Fall wiederkommen werden. Der entdeckte, sehr empfehlenswerte Landgasthof mit seinen vorzüglichen Speisen vervielfacht noch diesen Wunsch.
Was machen wir nun mit dem Lied? "Kletterer, Kletterer, du musst wandern, von einem Ring zum andern ..." oder lieber: "Wanderer, Wanderer, du musst klettern ..."? Es holpern leider beide Neufassungen.
schumi