Seniorenwanderung 2023 zum Pradĕd/dem Altvater
Montag, den 18.9.2023
Halb fünf klingelt der Wecker. Nach meinem morgendlichen Ritual frühstücke ich gemütlich. Der Rucksack ist gepackt. Kurz nach halb sechs setze ich mein Auto in Bewegung, Richtung Rodewisch. Ich kann vor Jens seiner Garage parken. Jens ist noch beim morgendlichen Kaffee. Halb sieben laufen wir los. Am Bahnhof wartet schon Manfred, unser dritter Mann, auf uns. 6:45 kommt die Vogtlandbahn, mit welcher wir bis Kraslice fahren. Dort steigen wir um in einen anderen Triebzug der Vogtlandbahn, der nun aber in Tschechien seinen Dienst tut. Bei der netten Schaffnerin lösen wir unser Seniorenticket bis Žamberk. Für die 454 Kilometer bezahlen wir 1200 Kronen (ca.52€). Jens bezahlt mit einem 2000 Kronenschein und bekommt das Wechselgeld in Form von Münzen händevoll zurück!
In Sokolov steigen wir um. Die Fahrt geht durchs Egertal bis nach Ústi nad Labem (die Burgruine Schreckenstein grüßt vom gegenüberliegenden Fels) weiter entlang an Elbe und Moldau nach Prag. Hier kommen wir mit 15 Minuten Verspätung an. Unser Anschlusszug ist weg, aber nur 20 Minuten später geht der Nächste. 14:23 sind wir in Hradec Kralove angekommen. 15.05 geht es weiter bis Žamberk.
Mit dem Bus geht es nun, über Králiky, nach Dolni Morava. Das kostet uns 81 Kronen (knapp 4€). Wir fahren bis zur Endstation, mit der Konsequenz einen Kilometer zurück laufen zu müssen! Kurz vor halb sieben sind wir an der Pension Tereza angekommen. Zum Einchecken muss Jens reichlich einen Kilometer bergauf zum Hotel laufen. Derweil trinken wir unser Bier und bestellen Essen, denn es ist bald Küchenschluss! Manfred und ich essen Schnitzel. Für Jens habe ich einen Salatteller bestellt, der kann schließlich nicht kalt werden. Kaum steht das Essen auf dem Tisch, betritt Jens das Restaurant. Er hatte eine junge Frau vom Hotel bezirzt ihn ins Tal zu fahren. Nach dem Abendessen geht es auf Zimmer, welches uns gefällt. Im Zimmer muss ich feststellen, das sich meine Schuhsohlen lösen! Übernachtung mit Frühstück 113€.
Dienstag, den 19.9.2023
Ich trete vor die Tür, der Himmel ist grau. Das Frühstücksbüfett ist ausgezeichnet. Wir satteln unsere Rucksäcke auf und verlassen das Haus. Oh Schreck, die Berge sind weg! Dichte, graue Wolken qualstern über die Gipfel!
Wir steigen auf zum dem Lift welcher uns hoch zur Sky Bridge bringt. Die Gebühr von 34€/Person hatte Jens schon überwiesen. Diese Hängebrücke ist 721m lang und schwebt 94m über dem Tal. Wegen des Nebels können wir aber nur 21m weit sehen! Ein Problem gibt es beim Einlass. Der Türautomat will Manfred sein Ticket nicht anerkennen! Manfred Läuft deshalb zurück zum Lift, um dort Bescheid zu sagen. Wenig später kommt eine Frau und löst das Problem, indem sie eine andere Tür öffnet. Nach der Brücke steigen wir durch einen, von Nebelschwaden durchzogenen, urigen Wald bergan. Mal eben, mal bergab, dann wieder bergauf geht es weiter. Es wird immer heller. Unterwegs sehen wir immer einmal alte Infanteriebunker des tschechischen Grenzwalls. Als wir, auf der Höhe, den Wald verlassen scheint die Sonne, der Nebel ist weg. Vor uns, auf polnischer Seite, der Glatzer Schneeberg (Králický Snĕžnik 1425m), rechts von uns ,in weiter Ferne, der Pradĕd, der geplante Höhepunkt unserer Wanderwoche. Wir steigen nun ab zur Hütte Návrší. Mit Abendessen, Frühstück und Übernachtung zahlen wir 2887 Kronen etwa 125€ für drei Leute.
Der Tschechoslowakische Wall (tschechisch československé opevnění, slowakisch česko-slovenské opevnenia) war ein ausgedehntes Grenzbefestigungssystem der Tschechoslowakei entlang der Landesgrenzen zum Deutschen Reich, zu Österreich, Polen und Ungarn, wobei weitere Linien im Landesinnern verliefen. Er galt als eines der besten Festungsbausysteme des 20. Jahrhunderts, wurde jedoch nicht vollständig fertiggestellt und konnte seinen ursprünglichen Zweck nie erfüllen.
Die ersten Befestigungsobjekte des Befestigungssystems (zugleich die ersten dauerhaften Befestigungsanlagen der Tschechoslowakei) entstanden 1933 in Petržalka bei Bratislava. Die restlichen Teile wurden zwischen Winter 1934 und Oktober 1938 gebaut.
Während der tschechoslowakischen Mobilmachung im September 1938 wurden große Teile des Walls fertiggestellt.
Mittwoch, den 20.9.2023
Ein prachtvoller Sonnenaufgang. Weniger prachtvoll meine Schuhsohlen. Ich befestige sie mit Klebeband und Schnur. Nach einen, wieder guten, Frühstück brechen wir auf. Wir laufen auf der Straße zu Tal, den Wanderweg haben wir irgendwie verpasst. Jens ist dies ganz recht, denn der Steilabstieg wäre seinen Knien nicht gerade zuträglich gewesen. Bald sind wir in Střibrnice angekommen. Vor einem Wirtshaus setzen wir uns hin, wir wollen mit dem Bus weiter. Drei Bauarbeiter machen hier Pause. Wir kommen mit ihnen ins Gespräch. Man gibt uns bereitwillig Auskunft, wie man nach Šumperk kommt, zum Sportgeschäft. Wir fahren dann mit dem Bus bis Hanušovice (5Kronen/P) und von da mit dem Zug nach Šumperk (24 Kronen/P). Hier empfängt uns ein prachtvolles Bahnhofsgebäude. Überhaupt haben wir festgestellt, das viele alte und marode Bahnhofsgebäude wieder liebevoll hergerichtet werden. Wenn ich da an die vogtländischen Bahnhöfe denke?!
Wir folgen einen blau markierten Wanderweg. Er leitet uns durch herrliche Parkanlagen und Villenviertel. Nach etwa zwei Kilometern, gleich neben dem Kaufland, das Sportgeschäft. Hier werde ich von einer netten, jungen und zudem deutsch sprechenden Verkäuferin bedient. Ihr ist nichts zuviel und nach einer halben Stunde verlassen wir mit meinen neuen Schuhen, welche ich gleich angezogen habe, den Laden. Zum Bahnhof fahren wir jetzt mit dem Stadtbus, den uns die Verkäuferin empfohlen hat. Im Bahnhofsgebäude trinken wir noch Kaffee dazu etwas Gebäck. Dann fahren wir mit dem Zug nach Staré Město. Für die 38Km bezahlen wir 3xSenior 24 Kronen.
Nun suchen wir unser neues Quartier. Dort angekommen gibt es ein Problem; der Code für den Schlüsselsafe stimmt nicht! Nach mehrmaligen Anrufversuchen hat Jens den Vermieter am Telefon. Die auf englisch geführte Kommunikation ist erfolgreich. Als Erstes duschen wir. Dann geht es ins nahe Restaurant zum Abendessen.
Donnerstag, den 21.9.2023
Wir fahren mit dem Zug nach Ramzová (16 Kronen p.P.) Wir laufen zum Lift. Leider fährt der nur bis zur Mittelstation. Da können wir unsere geplante Kammtour vergessen.Wir laufen stattdessen hoch zum Berg Šerak 1351m. Hoch geht es auf steinigen Weg durch den Wald. Lichte Stellen erlauben Blicke in die Gegend. Am fast baumlosen Gipfel bläst es kräftig, aber die Sicht ist gut. Wir kehren in der Šerakbaude ein. Restaurace - Chata Jiřího na Šeráku Auf gleichen Weg kehren wir zurück. Am Abend wieder im „Restaurace Národni Dům“ Abendessen.
Freitag, den 22.9.2023
Es ist neblig trüb bei 7°C. Wir verlassen Staré Město. Von nun an geht es den ganzen Weg straff bergan. Über Wiesen, welche Baumgruppen aufweisen, durch Wald und am Waldrand entlang erreichen wir den 918m hoch gelegenen Dalimil Turm, auf der Větrov (Zeh-Koppe). Baubeginn war 2018. 1899 wurde dieser Turm, auf dem jetzt polnischen, Schneeberg errichtet. Er war ein Wahrzeichen der gesamten Region. Nach dem Krieg verfiel dieser jedoch. Am 11.10 1973 wurde er von polnischen Pionieren gesprengt. Heute steht an seiner Stelle ein, erst vor kurzen gebauter, moderner Turm. Das war der Grund, dieses Symbol auf tschechischer Seite, an anderer Stelle neu zu errichten, nach alten Vorbild. Hier trinken wir einen Tee bevor es weitergeht. Den Turm besteigen wir nicht, es ist neblig bei 18°C. Ab jetzt geht es nur noch sachte bergan bis zur Chata Paprsek auf 1012m. Die Zimmer haben Hotelcharakter (TV eigenes Bad). Den Abend lassen wir dann im Restaurant gemütlich ausklingen.
Sonnabend, den 23.9.2023
Viele Wolken aber sonnig. Wir steigen heute, der roten Markierung folgend, nach Ramzová ab. Unterwegs, in Petříkov, machen wir eine kleine Pause. Zeitig sind wir dann an unserem Hotel Andrmeda (156,50€ mit Frühstück 3P.). Den Nachmittag verbringen wir, im benachbarten, Jesenik bei einem Stadtbummel. Am Abend gemütliche Einkehr im Hotel.
Sonntag, den 24.9.2023
Mit der Bahn fahren wir nach Jesenik. Vom Bahnhof mit dem Bus zum Busbahnhof. Von dort geht ein Bus um 10:35 ab. Er bringt uns zum Roten Sattel / Červenohrské sedlo. Bei dichten Nebel sind wir 11.05 dort angekommen. Der Wind treibt dicke Nebelschwaden durch die Bäume. Bald verlassen wir den breiten Ziehweg und laufen auf Pfaden durch urwaldähnlichen Fichtenwald weiter. Auf den Hochflächen geht es, zum Teil auf Bohlenwegen, durch Moore. Auch gibt sich die Landschaft durch mystische, ziehende Nebelschwaden geheimnisvoll. 14:50 haben wir die 1305m hoch liegende Švýcána / Schweizerei bei 9°C erreicht. Dieses Haus wurde 1829 als Sennhütte errichtet. 1840 konnten bereits erste Gäste übernachten. 1860 wurde die Viehwirtschaft eingestellt, denn der Tourismus war lukrativer. Die Hütte hat ihren alten Hüttencharme behalten, dunkelbraun gestrichenes Holz und knarrende Holztreppen. Lediglich Bad und WC wurden erneuert, die Küche modernisiert. Wir essen noch gemütlich Abendrot. Im Bett liegend höre ich den Regen gegen das Fenster trommeln.
Montag, den 25,9.2023
Durchs offene Fenster werden feinste Wassertropfen auf mein Gesicht geweht. Draußen dichtester Nebel. Ich kann gerade noch das Nachbargebäude sehen. Nachdem wir uns fein gemacht haben, werden die Rucksäcke gepackt. Dann geht es hinunter ins Gastzimmer. Der Tisch ist schon mit einen üppigen Frühstück eingedeckt. Die nette Bedienung fragt uns, wie wir die Eier wollen. Jens und Manfred wollen Rühreier. Die Portion Eier, mindestens drei Stück wird schnell geliefert. Auf mein Gekochtes muss ich warten Dann kommt Es; nicht Eins sondern Drei! Dann geht es ans bezahlen. Die Übernachtung+Frühstück kostet 921 Kronen ca. 40€. Vorm Haus sehen wir uns noch den im Oktober 2006 erbauten Glockenturm an. In dessen Sockel sind Metallplatten eingelassen mit Namen und Orten von ums Leben gekommenen Bergsteigern des Landes.
Wir laufen auf den Wander- und Radweg. Der Wind fegt von den, mit Flechten behangenen, Fichten unzählige Wassertropfen auf uns nieder. Derweil wird es immer heller. Die Sonne zeigt das sie noch da ist. Ab und zu sehen wir jetzt schon mal die Spitze des Fernsehturms aus den Wolken auftauchen.Noch folgen wir der roten Markierung, bis zu der Straße auf welcher wir bis zum Gipfel weiterlaufen. Die früher noch vorhandenen Wanderwege gibt es nicht mehr. Um die Natur, auf dem Gipfelplateau, zu schützen , wurden diese beseitigt. Der Turm wird nun immer öfter sichtbar. Um 10:45 begrüßt uns vor dem Turm die lebensgroße, hölzerne Figur des Altvater. Wir stehen nun auf dem 1491m hohen Pradědgipfel. Der höchste Fernsehturm Tschechiens ist 160m hoch. In 73m Höhe befindet sich eine verglaste Aussichtsplattform, die man per Fahrstuhl erreicht. Vorher Eintritt am Automat bezahlen.
Wir trinken in der Gaststätte ein Glas Tee. Derweil sind draußen die Wolken runter in die Täler gezogen, so dass wir nun freie Sicht haben.
Inzwischen ist es sehr warm geworden. Es geht nun die Straße zurück bis zum Abzweig zur Chata Barborka. Nun geht es auf dem blau markierten Wanderweg hinunter nach Karlova Studanka. Der Weg führt uns abwechslungsreich, durch urigen Wald, bietet Tiefblicke, es geht über Wurzeln und Steine hinweg am Hang entlang bergab. Unterwegs ein gelb markierter Abzweig (dieser führt zum höchsten, 9m hohen, Wasserfall des Altvatergebirges), wir bleiben aber auf blau. Weiter unter vereinen sich beide Wege wieder. Neben dem Weg stürzen nun die kristallklaren Wasser der Weißen Oppa / Bila Opava schäumend und laut dosend über die Felsen.
Ab dem Ortseingang von Karlova Studanka wandern wir am Kurpark entlang, erfrischen uns an der Wilhelmsquelle, welche von einem historischen Holzpavillon überdacht ist, um dann in unserer letzten Unterkunft ,dem Hotel Dzban, ein zu checken. Ehe wir unser Zimmer aufsuchen löschen wir erst einmal unseren Durst mit einen kühlen „Radegast“.
Dann geht es hoch aufs Zimmer, duschen und wieder runter zum Abendessen. Die Rechnung für 3 Bier + 3 Mahlzeiten beläuft sich auf 1068 Kronen - ca.47€. Die Übernachtung mit Frühstück hat 106€ gekostet.
Dienstag, den 26.9.23
Heute ist Rückreisetag. Schon am Morgen schönstes Spätsommerwetter. Um halb acht gehen wir zum Frühstück. Dann geht es zum unteren Parkplatz, dort soll 8.33 der Bus abfahren. Er fährt zehn Minuten später ab! Während wir warten konnte sich Jens bei zwei einheimischen Frauen informieren, wie man vom Busbahnhof in Olomouc zum Hauptbahnhof kommt. Die Busfahrt nach Olomouc war wunderschön. Der Bus kam pünktlich um10.10 an. Der Busfahrer erklärte Jens auf polnisch wo es langgeht. Nur gut das ihn Jens verstanden hat. Wir laufen, durch eine Unterführung zur Straßenbahnhaltestelle der Linie 4. Es ist nur eine Station zu fahren. Wir eilen in die Bahnhofshalle, informieren uns, wo der Zug abfährt und hasten zum Bahnsteig. Kaum eingestiegen rollt der Zug los in Richtung Prag. In Prag haben wir 20 Minuten Zeit. Wir nutzen diese zum einkaufen von belegten Baguettes und Kaffee. Dann geht die Fahrt wieder entlang der Moldau, der Elbe und der Eger bis Sokolov. 7:26 fahren wir weiter bis Kraslice, an 17:57. 19:10 geht es dann ab nach hause.
Die Fahrt mit Bus und Bahn von Karlova Studanka bis Kraslice kostete ca. 20€p.P. im Seniorentarif. Von Klingenthal bis Rodewisch 5,70€.
Jens hat die Touren intensiv vorbereitet. Ein wichtiges Hilfsmiite war dabei der Wanderführer: „DerAlteKammweg Band 3“ von Swen Geißler ISBN 978-3-9817523-3-5
Wolfgang Roth