Vom Brötchen und dem Backofen - Eine spontane Kletterfahrt (ins Elbsandstein)
Am Samstag, den 15. September 2018, verabredeten sich Frank, Henri, Silvio und ich um 7.30 Uhr in Treuen nahe der Autobahn.
Frank, Henri und Silvio hatten eine spontane Kletterfahrt ins Elbsandstein organisiert und holten mit Norbert Kupka und seinem Bruder sogar noch zwei erfahrene Locals in die Runde. Als Treffpunkt mit den beiden diente uns ein Bäcker in Pirna, auf dessen Parkplatz sich noch andere Kletterer tummelten. Eine kurze Lagebesprechung und drei Felsvorschläge später, ging es Richtung Großer Zschand. Dort trifft man dann auf Felsen mit Namen wie Brötchen oder Backofen. Die Routen am Brötchen hatten ähnlich herrliche Bezeichnungen: Semmelbrösel, Semmelkante, Marmelade ...
Aber dieses Brötchen machte nicht nur Appetit auf einen Mittagssnack, nein es war für uns eigentlich nur zum Aufwärmen und (Wieder-)Anfreunden mit dem Sandstein gedacht. Denn nach dem Brötchen ging es, mit etwas Umweg, zum Gewitterstein, wo ich mit Henri eine seiner neuen „TOP10 der besch...... Routen jemals“ gemacht habe – „Schönwetterweg V“, während die Kollegen Frank und Silvio eine „Ganz-OK-Route“ kletterten. Nach dem Schock der neuen Top10, ging es als quasi Wiedergutmachung, mit der gesamten Mannschaft über den „Alten Weg direkt“ (VIIa) auf den Erreichturm. Für mich an diesem Tag zwischenzeitlich die schönste und lohnendste Route.
Nachdem Aufstieg ist ja bekanntlich vor dem Abseilen – der Backofen stand noch nebenan und war das eigentliche Hauptziel für unseren Klettertag. Der Backofen ist ein wirklich großer und abwechslungsreicher Fels. Routen von II bis VIIIb habe ich gerade noch im Internet gefunden. Als ich aber davor stand, hab ich trotz der Vorschläge nur noch eine Höhle in etwa sechs Metern Höhe gesehen. Der Einstieg erfolgte über einen Riss, der erst nach etwa drei Metern richtig gut wird. Als dann im Kletterführer sinngemäß stand: „Aus der Höhle dem Kamin folgend und Sprung zum Gipfel“ war die Sache besiegelt – Die ist es, GENAU DIE! Frank schloss sich mir an und nach, ich glaube zwei Versuchen, stieg er bis zur Höhle. Als er oben war hörte ich sein Lachen und die Worte: „Auf was hab ich mich hier eingelassen?!“ Auf mein Nachfragen reagierte er nicht, holte mich aber hoch. In der Höhle angekommen kamen wir nicht mehr aus dem Lachen. Der Kamin ist an engen Stellen gefühlt so dick wie ein PKW-Reifen – ein 155er Reifen – und hat einen Einstieg über/unter Felsbrocken und unter uns einen Graben, aus dem man so leicht wohl auch wieder nicht rauskommen würde. Naja was soll`s ... das ist eben Elbsandstein! Wir verstauten unser gesamtes Material an den Klettergurten und Frank nahm zusätzlich noch das Seil. Gleich zu Anfang kam ich wieder nicht mehr aus dem Staunen heraus. Irgendwie schaffte es Frank sich seitlich laufend durch eine Stelle zu schieben, an der ich später kurz stecken blieb und dann unten drunter durch robben musste. Der Rest des Weges war mit einem riesen Grinsen und einem herrlichen Gefühl schnell abgespult. Als wir oben waren und Silvio und Henri über den „Gratweg II*“ ankamen, beschlossen wir ihnen unsere Route auch zu „empfehlen“. „Wir warten dann obenauf euch“, sagten wir noch dazu. An der Abseile waren sie, glaube ich, immer noch nicht sicher, ob sie uns trauen konnten. Unser Lachen und Grinsen war wohl zu auffällig.
Nachdem dann aber nach etwa 30 Minuten noch keiner von ihnen wieder oben war, suchte ich den Felsfuß von oben ab und entdeckte Norbert. Der teilte mir mit: „Die stehen noch hier unten!“ Der Einstieg machte wohl Probleme. Ich seilte mit Frank ab und lief zum Einstieg. Es schien ein wenig, als trauten sie sich nicht mehr. Wir hatten ja an dem Tag auch schon Schwereres geklettert, was zugeben viel besser abgesichert war. Norbert und sein Bruder beschlossen den Klettertag und verabschiedeten sich von uns. Wir entschieden uns derweil, uns noch einmal auf die Höhle einzulassen und so stieg diesmal ich vor. Den Rest des Weges gingen Henri und Silvio vor, sodass Frank und ich das Schauspiel bewundern konnten. Die Handys und Fotoapparate standen hier, trotz der schlechten Lichtverhältnisse, nicht mehr still!
Gemeinsam oben angekommen ging die Sonne hinter dem Wald schon fast unter. Perfektes Timing mal wieder.
Apropos Wald ... der Wald sieht derzeit furchtbar und teils schon gruselig aus. Was von weitem wie seltsam farbenes Moos aussieht, entpuppt sich als Nadeln der Bäume die einfach herunter regnen. Ganze Abschnitte stehen mittlerweile kahl.
Zum Abschluss des Tages ging es noch in die Wirtschaft, wo jeder sichtbar zufrieden etwas Gutes zu essen bekam.
Ich muss mich wieder bedanken für den tollen Tag und überhaupt die Einladung. Trotz, dass ich nicht oft im Elbsandstein bin, war ich doch sehr zufrieden. Die Fels- und Routenauswahl hätte nicht besser sein können.
Matthias Hamann