Weida – mehr als eine Burg?!

Es ist ein herrlich schöner Tag. Heute ist der erste Samstag nach Frühlingsanfang 2025. Und
frühlingshaft sind auch das sonnige Wetter, die erwachende Natur mit Krokussen und
Schneeglöckchen auf den Wiesen sowie mit ersten zaghaften Knospen an Bäumen und Sträuchern.
Heute ist Premiere des neuen Wanderkonzeptes „Wandern & Kultur“, erdacht und geleitet von
unserem Vereinsmitglied Mario Marschall. Zusammengefunden und von Neugier begleitet haben
sich 13 Mitglieder in Weida, der Wiege des Vogtlandes. Los ging es am Fuße der stattlichen und
weithin bekannten Osterburg, die sich imposant über der beschaulichen Vogtlandstadt Weida erhebt
und heute in den blauen Frühlingshimmel emporragt. Nach einer ersten kleinen Einführung von
Mario zur Stadtgeschichte und zur historischen Bedeutung der Stadt für das Vogtland wurde die
Gruppe auch sogleich zur „Schnitzeljagd“ angeleitet, um die drei Wahrzeichen der Stadt „Ein
Turm ohne Dach, ein Teich ohne Damm und eine Kirche ohne Geläute – das sind die drei
Wahrzeichen von Weide“ zu entdecken und ergründen.
Nur wenige Schritte vom Startpunkt befand sich bereits das erste Puzzleteil, der Semmelweispark
mit der sanierten Ruine des Kornhauses vom ehemaligen Franziskanerinnenkloster. Zentrum des
Semmelweisparkes ist der Krötenbrunnen, welcher die zeitliche Brücke zum an dieser Stelle
ursprünglich befindlichen Teich schlägt – ein Teich ohne Zu- und Abfluss, oder besser „…ein
Teich ohne Damm…“. Der heutige Park ist dem ungarisch-österreichischen Arzt und „Erfinder“
der Krankenhaushygiene Ignaz Semmelweis (1818-1865) gewidmet. Mit der Sage über „Die
eingemauerte Nonne“ garnierte Mario historische Fakten abwechslungsreich und kurzweilig mit
bildhaften Erläuterungen. Über die Peterskirche, einem romanischen Kirchenbau aus dem 12.
Jahrhundert, ging es munteren Schrittes weiter zum Marktplatz und Rathaus von Weida. Das
Rathausgebäude wurde bereits 1589 im Stil er Hochrenaissance errichtet und ähnelt somit in vielen
Details der Augustusburg.
Das zweite Puzzleteil fand sich mit der zweiten Stadtkirche, St. Marien genannt. Erstmalig von
Franziskanermönchen im 13. Jahrhundert errichtet, wurde die Kirche Mitte des 17. Jahrhunderts
erweitert. Nicht nur Mario, sondern auch Mitglieder der Kirchgemeinde, welche uns trotz
Frühjahrsputz Einlass in das großartige Kircheninnere gewährten, wussten interessante Fakten zur
Geschichte zu berichten. Bereits von außen gut erkennbar ist der „fehlende“ Kirchturm – daher
„Kirche ohne Geläute“. Von der in unmittelbarer Nähe befindlichen Ruine der „Widenkirche“ und
dem davor errichteten, begehbaren Bilderrahmen hat man einen wunderbaren Blick auf die Altstadt
und die Osterburg.
Allmählich und nach einem zügigeren Wanderschritt lechzend führte unser Weg vorbei an der
Lohgerberei -heute ein Schaudenkmal- aus der Stadt hinaus, hinauf zur „Paulinenhöhe“. An diesem
Aussichtspunkt breiten sich die Alt- und Neustadt von Weida zu unseren Füßen aus. Hier wusste
Mario, sozusagen als Zeitzeuge, noch einiges über die Weidaer Nachwendejahre zu berichten.
Durch Laub- und Mischwald folgten wir dem Tal des Flusses Auma zunächst noch auf halber Höhe
bis zum sogenannten „Sängerstein“. Die ausgewiesenen Singprofis unserer Gruppe konnten hier
noch nicht den Mut aufbringen, an diesem vom hiesigen Gesangsverein zu Ehren der im 1.
Weltkrieg gefallenen Soldaten errichteten Gedenkstein eine Probe ihres Könnens zum Besten zu
geben.
Am Talboden dem Weg weiter flussaufwärts folgend luden die Wiesen bei schönstem Sonnenschein
und mittlerweile frühsommerlichen Temperaturen ein, barfuß zu laufen. An der Aumühle erreichten
wir den Ort unserer gemeinsamen Mittagsrast. Die Aumühle selbst wurde bereits 1554 erstmals
urkundlich erwähnt und bis Ende des 19. Jahrhunderts als Mühle betrieben. Seither waren die
Gebäude, Ausflugslokal und Ferienlager. Ab den frühen 90ern befindet sich die Aumühle als
Gastwirtschaft im Besitz der Wirtsleute Wohlmuth. Hier zeigte sich, dass nicht nur Mario, sondern
auch der Wirt mit zahlreichen Informationen zur Geschichte und Gegenwart glänzen konnten. Beim
Mittagstisch boten dann unsere Singprofis doch noch zaghaft ihre Gesangstalente dar.
Ausgeruht und frisch gestärkt wanderten wir schließlich über das Gehöft Eisenhammer weiter zur
Aumatalsperre. Analog der Talsperre Pirk wurde sie in den 30er Jahren errichtet und diente neben
dem Hochwasserschutz auch der Bereithaltung von Brauchwasser für die damalige Weidaer
Lederindustrie. Nach der Umrundung der Talsperre ging es bereits wieder auf den Rückweg durch
das Aumatal in Richtung Weida.
Letzter Höhepunkt unserer vorösterlichen Wanderung war sodann die Osterburg als das bekannteste
Wahrzeichen von Weida. Errichtet wurde die Burg bereits in den Jahren 1163-1193 im romanischen
Baustil. Als drittes Puzzleteil stellte sich der 54 Meter hohe Bergfried der Burg heraus: „Ein Turm
ohne Dach“. Der Burgturm wurde in seiner Geschichte mehrfach um- und ausgebaut und
beherbergt heute Türmerstube und Museum.
Der „offizielle Teil“ dieser äußerst interessanten und kurzweiligen Wanderung findet hier seinen
Abschluss. Die Zeit war wie im Fluge vergangen. Im Anschluss bestand noch die Möglichkeit der
Burgbesichtigung und ein gemeinsames Abendessen in der Klosterschänke. Insgesamt kann das
Wanderkonzept als gelungen gesehen werden, und man kann schon auf die folgenden Strecken
gespannt sein. An dieser Stelle sei Mario gedankt für die Idee und die tolle Organisation.


Sven Franke

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