Wanderbare Rhön

Die Rhön – ein landschaftlich äußerst reizvolles Gebiet mitten in Deutschland. Wer dort Urlaub macht, der will in die Ferne schauen, Erholung finden und Entschleunigung leben. Am besten per pedes. Es locken unzählige Wanderwege, sie führen hinein in mystische Moorlandschaften, hoch hinauf auf Milseburg und Wasserkuppe, entlang kleiner Flüsse und mitten durch altertümliche Dörfer, in denen mitunter die Zeit stehen geblieben scheint. Im Gepäck: der Rother Wanderführer „Rhön“ von Jürgen Reinhardt.

Der Autor kennt sich bestens aus in der Rhön – dem Land der weiten Fernen, im Dreiländereck zwischen Bayern, Hessen und Thüringen. Er ist Hauptwanderwart des Rhönklubs und Mitglied des dortigen Wegeausschusses. So hat er es sich auch nicht nehmen lassen und ganze 50 Touren zusammengetragen. Die Auswahl: Top! Insgesamt 15 leichte und 35 mittelschwere Wanderungen warten darauf, erkundet zu werden. Ganz egal, wo man in der Rhön Station macht, eine Tour von Reinhardt findet sich garantiert in nächster Umgebung. Die Längen bewegen sich im Mittel zwischen drei und vier Stunden – angenehm also, es gibt auch einige, bei denen man gar fünf oder sechs Stunden unterwegs sein kann oder nur zwei Stunden. Der Autor bietet in seinem Führer Wanderungen zu allen wichtigen landschaftlichen und kulturgeschichtlichen Highlights an, etwa zur Milseburg (ein Berg – keine Burg!), der Wasserkuppe (höchster Berg der Rhön), zum Schwarzen und Roten Moor und dem Point Alpha (einem ehemaligen amerikanischen Grenzposten). Die Beschreibungen sind markig und völlig ohne Ballast, eine Orientierung ist damit zweifelsohne problemlos möglich. Die Kurzinfos sind tatsächlich sehr kurz und beschränken sich auf das absolut Wesentliche – ein wenig mehr hätte es mitunter schon sein dürfen. Wie der Autor im Übrigen darauf kommt, dass man bei einer Tour, die auch durch die Hammelburger Innenstadt führt, keine Einkehr findet, erschließt sich mir leider nicht. Die kleinen Wanderkärtchen sind im Format 1:50.000 und 1:100.000 zu finden. Zumindest Letzteres ist doch recht klein und das Mitführen einer ergänzenden Wanderkarte zu empfehlen. Schade, dass Reinhardt dabei nicht auf die Karten vom Dr. Barthels Verlag hinweist, diese sind für das Gebiet der Rhön immerhin im Maßstab 1:25.000 erhältlich, seine Empfehlung beziehen sich lediglich auf Karten von 1:50.000. Zusätzlich fand ich das Zusammenspiel von Karte, Text und Höhen-/Zeitdiagramm mitunter holprig. Während im Diagramm und Text wichtige Stationen fett markiert sind, so fehlt diese Hervorhebung meist in der Karte und manches ist gar nicht eingezeichnet.

Etliche Bilder im Wanderführer geben einen Eindruck von der landschaftlichen Charakteristik der Rhön und machen Lust, das Gebiet zu erkunden. Leider finden sich nicht zu allen Touren Fotos, was doch sehr schade ist. Doch 50 Wanderungen zu beschreiben, braucht auch seinen Platz und zu dick (und damit schwer) darf der Führer wiederum auch nicht sein.

Reinhardts klarer und nüchterner Stil, der ein echter Zugewinn bei der Tourenbeschreibung ist, wird auf den Einführungsseiten zum Nachteil. So reihen sich dort knappe Aufzählungen und Sätze mit den wichtigsten Infos. Die Ausführungen zum Rhöngebirge und zum Wandern in demselben bergen zwar eine hohe Informationsdichte, wirklich zum Lesen oder gar Schmökern laden sie derweil nicht ein. Die Liste „Größere Rhönorte mit Sehenswürdigkeiten“ mutet dann gar als lieblose Aufzählung an. Sicherlich ist vieles dem vorhandenen Platz geschuldet, aber hätten es dann nicht lieber zwei Wanderungen weniger sein können?

Fazit: Wer in der Rhön wandern möchte, der hat mit dem Wanderführer von Jürgen Reinhardt einen treuen und zuverlässigen Begleiter an der Hand. Leider ist er nicht frei von Mängeln und ein Buch zum „Auf-den-Urlaub-freuen“ ist es leider vor allem wegen des knappen und kantigen Stils des Autors nicht. Hätte besser sein können …

Christiane Fischer

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